Sonntag, 17. Juli 2022


„Jeder braucht eine Geschichte – auch wenn es gefährlich ist. Obwohl in seiner Welt Bücher geächtet sind, wird der junge Emmett bei einer Buchbinderin in die Lehre gegeben. Hier lernt er die Macht von Geschichten kennen – und begreift, dass er eine besondere Gabe besitzt: Er kann wie seine Lehrmeisterin Menschen ihre dunklen Erinnerungen nehmen. Doch was ist mit seiner eigenen Geschichte? Emmett muss erkennen, dass er selbst in ein Geheimnis eingebunden ist – in eine Geschichte voller Liebe und Leid.“

- Beschreibung des Verlags -


Wer hier einen Roman voller Fantasy erwartet, der sollte sich vom Klappentext nicht täuschen lassen, denn dieser verrät nur einen Bruchteil dessen, worum es hier wirklich geht. Und trotzdem, oder gerade deshalb, hat mir diese Geschichte so gut gefallen, eine Geschichte voller Liebe, Leid und das Vergessen.

Schon der Schreibstil der Autorin hat mir wirklich gut gefallen. Sie weiß, Gefühle zu transportieren und bleibt dennoch recht sachlich und nüchtern. Dadurch lässt sich das Buch sehr flüssig und schnell lesen. Ebenso mochte sowohl die Stimme des Hörbuchsprechers sehr gern und wie er die Geschichte zum Leben erweckt hat.

Was diese angeht, so brauchte ich ein bisschen, um in sie hinein zu finden, aber mit jeder weiteren Seite konnte ich das Buch immer weniger zur Seite legen und am Ende bin ich einfach nur noch so durch die Geschichte hindurch geflogen. Das liegt einerseits daran, dass ich nicht so richtig wusste, wohin sich diese wohl entwickeln würde, andererseits daran, dass sie einfach wahnsinnig spannend und packend geschrieben war. Dabei geht es eben nicht hauptsächlich um das Binden von Erinnerungen in Bücher, sondern im Großen und Ganzen um Emmett selbst und seine verlorene Geschichte, welche mich, obwohl hier Themen eine Rolle spielen, die mich eigentlich nicht interessieren, wirklich berührt hat. Dementsprechend wirkte aber der erste Teil des Buches, der Beginn der Lehre bei der Buchbinderin Seredith und die beginnende Freundschaft zwischen Emmett und ihr eher nur wie eine Einleitung in die wahre Geschichte dieses Buches, was viele wohl erst einmal verwirren könnte. Für mich hat das Buch aber erst ab da so richtig angefangen. Zwar brauchte ich diese Art Einleitung, um Emmetts Geschichte zu verstehen, andererseits wurde es erst ab einem Moment danach so richtig mitreißend und spannend. Und dann noch dieses wunderbare, Setting, welches sehr an die Zeit der Austen-Bücher erinnert, der Touch Fantasy und die Dramatik einer unerfüllten Liebe ohne jeglichen Kitsch, dafür aber mit viel Gefühl. Ich war angekommen und habe die Geschichte nur noch so in mich eingesaugt.

Dazu kommen die toll und interessant geschriebenen Charaktere. Emmett wirkte zwar auf eine sympathische und lebendige Art ein bisschen steif, aber das gehört zu seiner Persönlichkeit. Er ist kein Protagonist, den ich sofort ins Herz geschlossen hätte, aber mit der Zeit immer mehr zu lieben lernte. Dagegen ist Seredith nur eine Randfigur, die zwar viel Einfluss auf Emmetts Entwicklung hat, aber viel zu früh keine Rolle mehr für die Geschichte spielt. Dafür ist da noch Lucian, der Abkömmling eines reichen Mannes, welcher sich Stück für Stück in Emmetts Familie einschleust und den ich erst nicht so richtig einschätzen konnte. Er wirkte arrogant und doch irgendwie auch herzlich und letztendlich habe ich auch ihn ins Herz schließen können. Ebenso mochte ich Emmetts kleine Schwester und seine Eltern, hatte aber gleichzeitig eine riesige Abscheu gegen Lucians Vater und andere zwielichtige Gestalten.

Alles im allem muss ich sagen, dass dieses Buch keines ist, welches man einfach mal so nebenbei weg liest. Es ist ebenso kein schlichtes Fantasybuch, sondern ein tiefgründiger und emotionaler Roman über verbotene Gefühle und gestohlene Erinnerungen. Aber wenn man sich auf die Geschichte einlässt, dann kann man wahnsinnig viel daraus mitnehmen.


Donnerstag, 14. Juli 2022


„Betty Dawsey weiß, dass sie mit Thom Schluss machen muss. Er ist zu nett, zu aufmerksam, zu berechenbar. Doch als plötzlich und ohne Vorwarnung ihre Wohnung in die Luft fliegt und Betty von Unbekannten entführt wird, stellt sich heraus, dass sie viel weniger über ihren Verlobten weiß, als sie dachte. Denn er ist nicht Thom, der Langweiler, sondern Thom, der Geheimagent - dessen einzige Mission es jetzt ist, Betty lebend aus den Fängen seiner Feinde zu befreien ...“

- Beschreibung des Verlags -

Wer meinen Blog verfolgt, hat sicher schon mitbekommen, dass mein Verhältnis zu New Adult Romanen zur Zeit nicht unbedingt das Beste ist. Umso glücklicher bin ich, dass mich mit diesem hier mal wieder eines absolut überzeugen konnte. Was mir besonders gut gefallen hat, erfahrt ihr wie immer nachfolgend.

Wieder einmal hat mir Kylie Scotts Schreibstil super gut gefallen. Sie schreibt locker leicht und lebendig. Vor allem aber mochte ich den Witz, mit welchem sie bereits ihre Stage Dive-Reihe gewürzt hatte und welcher nun endlich auch in diesem Roman wieder für humorvolle Unterhaltung gesorgt hat. Außerdem hat Ann Vielhaben, obwohl ich ihre Stimme in Fantasy-Romanen ein bisschen passender finde, einen guten Job als Sprecherin gemacht. Allerdings sollte ich darauf hinweisen, dass es bezüglich der Sprecherin ein paar Widersprüche gibt. So wird überall als Sprecherin Tini Waldstein angegeben, aber am Anfang des Hörbuches Ann Vielhaben. Außerdem ist es tatsächlich die einzigartige und unverkennbare Stimme von Ann Vielhaben. Warum nun aber Tini Waldstein als Sprecherin angegeben wird, weiß ich leider nicht zu erklären.

Nun aber weiter mit der Geschichte. Diese beginnt schon echt kurios und witzig mit einer riesigen, spektakulären Explosion und man ist gleich mittendrin im Geschehen. Denn Betty landet beinahe von einer zur anderen Sekunde in einer actiongeladenen, furiosen und doch romantischen Story, voll von Geheimagenten, bösen Menschen und Waffengewalt. Dabei sollte man das alles bei all der Spannung aber nicht allzu ernst nehmen, denn die ganze Geschichte nimmt sich auch nicht wirklich ernst und natürlich ist sie alles andere als realistisch. Dafür ist sie aber wahnsinnig humorvoll und teilweise sogar skurril. Vor allem aber kam es durch Thoms Lügen und kuriosen Offenbarungen, sowie Bettys leicht neurotischen Anwandlungen immer wieder zu extrem witzigen Schlagabtäuschen zwischen den beiden und ich musste super oft lachen oder zumindest breit grinsen. Aber auch, wenn es dann mal romantisch oder gar heiß zwischen den beiden wurde, mochte ich das sehr, denn obwohl Betty und Thom sich schon lange zu kennen glauben, lernen sie sich erst jetzt richtig kennen, wobei oftmals die Funken fliegen. Und dann sind da noch die Sexszenen, welche gut portioniert sind und nicht so übertrieben lang, dennoch aber prickelnd. Am besten fand ich aber das grandiose Finale der Geschichte. Wie habe ich mich geärgert, als ich dachte, wie durchschaubar die Wendung am Ende doch wäre, doch dann kam erst die tatsächliche, witzige Überraschung, mit welcher ich so niemals gerechnet hätte. Bravo Kylie!

Und noch eine Sache kann Kylie Scott wirklich gut, nämlich außergewöhnliche, leicht durchgeknallte Charaktere zu entwerfen, was sie in diesem Roman auch einmal mehr unter Beweis stellt. Betty ist nämlich, seien wir mal ehrlich, nicht ganz normal und damit meine ich nicht, dass sie ein paar Pfunde mehr auf den Rippen hat. Vielmehr wirkt sie oftmals einigermaßen neurotisch, kreischt und heult, stürzt sich dann aber ohne nachzudenken ins Getümmel, ist stark und hat eine große Klappe, was ich wahnsinnig erfrischen und unterhaltsam fand. Thom hingegen konnte ich nicht so richtig greifen, was seinen Charakter aber auch irgendwie ausmacht. Er ist zwar einerseits der toughe, stille Geheimagent, händelt mit Waffen herum wie andere mit Stift und Pinsel, hat aber scheinbar ansonsten keine Ahnung vom Leben. Dazu kommt noch der restliche „Zoo“, alles Geheimagenten, welche nach verschiedenen Tieren benannt sind, für jedes Problem halt der richtige Experte, ebenso wie die beste Freundin und einige andere mehr oder weniger interessante Charaktere.

Ich muss sagen, dass ich diesen Roman gefeiert habe. Ich habe selten so oft beim Lesen eines eigentlichen Liebesromans so sehr gelacht und wurde super gut unterhalten. Trotzdem gab es aber auch genug Romantik und mindestens genauso viel Action, was mir in der Mischung extrem gefallen hat. Kylie Scott at her best.