Im winterlichen Hamburg des Jahres
1813, inmitten der französischen Besatzung, lebt die junge,
aufgeschlossene Fanny bei ihrem Onkel. Doch als dieser stirbt, wird
ihr ausgerechnet der unnahbare Georg von Alvesloh als Vormund
vorgesetzt, was ihr so gar nicht passt, hat dieser sie doch schon
einmal enttäuscht zurück gelassen. Als wäre dies aber nicht genug,
ist sie sich sicher, dass von Alvesloh ein Geheimnis zu hüten
scheint, welches mit dem arroganten Oberst Tettenborn zu tun hat.
Seit einiger Zeit hatte ich mich mal
wieder auf eine Leserunde bei Lovelybooks beworben und gewonnen. Dazu
wurde mir ein Leseexemplar zur Verfügung gestellt, wofür ich mich
ganz herzlich beim bookspot Verlag und Bele Freudenberg bedanken
möchte. Schon allein die Beschreibung des Titels hatte mich sehr
angesprochen und ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht.
Kommen wir als erstes zum Schreibstil.
Dieser ist das, was mir an diesem Buch am besten gefallen hat, auch
wenn ich mich erst einmal an die altertümliche Sprache gewöhnen
musste. Bele Freudenberg schafft es jedoch mit einem wunderschönen,
zum Setting und zur Zeit der Geschichte passenden Stil, ein Gefühl
zu vermitteln, als würde man sich direkt im Hamburg Anfang des 19.
Jahrhunderts befinden. Die Sprache ist zeitgemäß und gediegen,
nicht aufgedreht oder gekünstelt.
Genauso ist auch die Geschichte geprägt
von der Stimmung dieser Zeit. Selbst ich, als jemand, der eher selten
bis gar nicht historische Romane liest, konnte mich recht schnell in
die Handlung einfinden und hatte schon bald ein Gefühl für das, was
in Hamburg und rund um Fanny und Alvesloh geschieht. Dabei mochte ich
vor allem die Geschichte rund um die beiden, die langsamen
Annäherungen, die ersten kleinen Zärtlichkeiten und die unschuldige
Kindlichkeit mit welcher die Beziehung zwischen den beiden aufgebaut
wird. Ein paar Probleme hatte ich hingegen mit dem ganzen politischen
Hin und Her, mit den Kriegswirren und allem, was damit zu tun hatte.
Mir war das alles ein bisschen zu viel, vor allem weil ich davon
nicht viel verstehe. Dennoch konnte der Roman auch etwas Spannung
aufbauen, da man bis kurz vorm Ende nicht weiß, was es wirklich mit
der Bekanntschaft zwischen Tettenborn und Alvesloh auf sich hat. Zwar
streut die Autorin immer wieder kleine Hinweise, diese ergeben aber
erst am Schluss Sinn. Das Ende dann hat mir gut gefallen und mich
zufrieden zurück gelassen. Trotzdem lässt es, wenn die Handlung
auch abgeschlossen wirkt, noch Spielraum für mehr.
Auch überzeugen konnten mich die
Charaktere, die hier kreiert wurden, allen voran die Protagonisten
Fanny und Georg von Alvesloh. Gerade Fanny hat mich schon ganz bald
an Jane Austens Elizabeth Bennet erinnert, doch auf ihre ganz eigene
Weise. Sie ist für ihre Zeit aufgeschlossen, wissbegierig und lässt
sich nicht so leicht an die Leine legen. Dennoch handelt sie an
manchen Stellen dumm und unüberlegt, was aber nicht an ihr selbst
liegt, sondern viel mehr daran, dass sie gar nicht die Aufklärung
hat, um die Dinge richtig einschätzen zu können. Alles was sie
will, ist unabhängig und hilfreich zu sein und eigene Schritte zu
gehen. Dem gegenüber steht von Alvesloh, den ich zwar erst im Laufe
der Handlung in mein Herz geschlossen habe, der aber Ehre im Leib hat
und seine Aufgaben ernst nimmt, was auch Fanny, als sein Mündel,
ganz schnell zu spüren bekommt. Zusammen ergänzen sich die beiden
super gut, auch wenn sie sich das so bald nicht eingestehen wollen.
Diesbezüglich gibt es viele Parallelen zu modernen
Liebesgeschichten, in denen Unsicherheit und Kränkungen eine große
Rolle spielen. Aber genug von den Protagonisten, denn es gibt auch
den ein oder anderen Nebencharakter, der zu erwähnen wäre. Zum
Beispiel gibt es da noch Fannys englische Gouvernante Tibby, die mit
ihrem gebrochenen Deutsch und ihrer liebevollen Art gleich mein Herz
erobern konnte oder Jakob, der spitzbübische, altkluge Botenjunge.
Aber auch unsympathische Personen, wie Oberst Tettenborn, haben ihren
überzeugenden Auftritt. Es gibt zwar ziemlich viele verschiedene
Charaktere, aber diese waren alle sehr nachvollziehbar und gut
geschrieben.
Für mich ist „Im Feuer der Freiheit“
ein wirklich guter und unterhaltsamer historischer Roman, mit einem
brillanten Schreibstil und überzeugenden Charakteren, dem ein
bisschen weniger Politik gut gestanden hätte, der mich aber trotzdem
überzeugen konnte. Für Fans des Genres ist er auf jeden Fall eine
Empfehlung wert. Alle anderen sollten sich zumindest einmal daran
versuchen, weil ich denke, dass er gut als Einstieg funktionieren
könnte.


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