Dienstag, 23. Januar 2018


Trotz ihrer Glasknochenkrankheit ist die kleine Willow für ihre Eltern perfekt. Doch dann entscheidet sich ihre Mutter nach einem Zwischenfall, ihre Frauenärztin und gleichzeitig beste Freundin zu verklagen, weil diese Willows Behinderung nicht früh genug erkannte. Damit muss sie auch behaupten, dass ihre Tochter besser nicht geboren wäre, was allerdings gar nicht stimmt, denn Charlotte liebt sie mehr als alles andere. Es beginnt ein Kampf um eine bessere Versorgung für das kleine Mädchen, aber noch viel mehr um das Glück der gesamten Familie.

Dieses Buch ist damals eher durch Zufall als Mängelexemplar bei mir eingezogen und stand dann ziemlich lange in meinem Regal. Dass ich es erst jetzt gelesen habe, ist allerdings eine Schande, denn ich wurde recht positiv überrascht.

Aber erstmal zum Schreibstil. Dieser ist hier etwas gewöhnungsbedürftig. Die Handlung wird von verschiedenen in die Geschichte involvierte Personen geschildert und zwar so, als würden sie alles Willow erzählen. Dabei ist der Stil recht einfach und schnell lesbar. Was mich allerdings ein Wenig gestört hat, waren die Begriffserklärungen und nachfolgenden Rezepte vor einigen Kapiteln. Ich verstehe zwar den Sinn dahinter, aber für mich hätten sie nicht sein müssen.

Die Geschichte an sich hat sich anfangs zwar ein bisschen gezogen, wurde aber von Seite zu Seite immer spannender und ergreifender. Schon allein die Leidensgeschichte der kleinen, zerbrechlichen Willow hat mich enorm berührt. Dazu kamen dann noch die ganzen anderen Schicksale, die sich rund um die Klage abspielten. Man bekommt durchweg die Konsequenzen mit, die sie nicht nur für Willow und ihre Mutter mit sich bringt, sondern auch, was dies alles mit ihrer großen Schwester Amelia, die mitten in der Pubertät steckt, anrichtet oder mit ihrem Vater, der gegen die Klage ist, und das Leben aller anderen Beteiligten beeinflusst. Dabei gelingt es der Autorin aber, keine Wertung in das Geschehen einfließen zu lassen. So steht man als Leser selbst zwischen allen Stühlen, fühlt mit jedem Einzelnen und kann irgendwie auch für alle irgendwie ein Stück weit Verständnis aufbringen. Man wünscht sich einfach nur, dass es für jeden einzelnen beteiligten Charakter gut ausgehen möge. Außerdem bekommt man einen sehr umfangreichen und interessanten Einblick in ein Krankheitsbild, mit welchem man nicht jeden Tag zu tun bekommt. Hier zeigt Jodi Picoult eine gute Recherchearbeit. Was allerdings absolut nicht hätte sein müssen, ist das Ende. Dieses hat mich nicht nur geschockt, sondern auch extrem gestört. Diese Art von einer Extraportion Drama hätte das Buch absolut nicht gebraucht.

Was die einzelnen Charaktere angeht, so hat die Autorin auch hier viel Fingerspitzengefühl bewiesen. Wie schon erwähnt, kann man sich in eine jede einzelne Person hinein versetzen und man fühlt und leidet mit ihnen. Außerdem sind sie alle wirklich gut und nachvollziehbar geschrieben und ihr Schicksal lässt einen nicht kalt. Gerade Willow ist ein so liebenswertes kleines Wesen, dass man sie von der ersten Seite an ins Herz schließt, aber auch Amelia hat mich tief berührt, ebenso wie die ebenfalls sehr emotionale Geschichte der Anwältin Marin, die Willows Mutter vertritt.

Ich kann abschließend nur sagen, dass ich selten eine so berührende und eindrucksvolle Geschichte gelesen habe, wie diese hier, die mich trotz ihres schwierigen Themas in ihren Bann ziehen konnte. Wer tiefgründige und emotionale Geschichten mag und keine Angst hat, die eine oder andere Träne zu vergießen, sollte unbedingt nach diesem Buch greifen.

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