Trotz ihrer Glasknochenkrankheit ist
die kleine Willow für ihre Eltern perfekt. Doch dann entscheidet
sich ihre Mutter nach einem Zwischenfall, ihre Frauenärztin und
gleichzeitig beste Freundin zu verklagen, weil diese Willows
Behinderung nicht früh genug erkannte. Damit muss sie auch
behaupten, dass ihre Tochter besser nicht geboren wäre, was
allerdings gar nicht stimmt, denn Charlotte liebt sie mehr als alles
andere. Es beginnt ein Kampf um eine bessere Versorgung für das
kleine Mädchen, aber noch viel mehr um das Glück der gesamten
Familie.
Dieses Buch ist damals eher durch
Zufall als Mängelexemplar bei mir eingezogen und stand dann ziemlich
lange in meinem Regal. Dass ich es erst jetzt gelesen habe, ist
allerdings eine Schande, denn ich wurde recht positiv überrascht.
Aber erstmal zum Schreibstil. Dieser
ist hier etwas gewöhnungsbedürftig. Die Handlung wird von
verschiedenen in die Geschichte involvierte Personen geschildert und
zwar so, als würden sie alles Willow erzählen. Dabei ist der Stil
recht einfach und schnell lesbar. Was mich allerdings ein Wenig
gestört hat, waren die Begriffserklärungen und nachfolgenden
Rezepte vor einigen Kapiteln. Ich verstehe zwar den Sinn dahinter,
aber für mich hätten sie nicht sein müssen.
Die Geschichte an sich hat sich anfangs
zwar ein bisschen gezogen, wurde aber von Seite zu Seite immer
spannender und ergreifender. Schon allein die Leidensgeschichte der
kleinen, zerbrechlichen Willow hat mich enorm berührt. Dazu kamen
dann noch die ganzen anderen Schicksale, die sich rund um die Klage
abspielten. Man bekommt durchweg die Konsequenzen mit, die sie nicht
nur für Willow und ihre Mutter mit sich bringt, sondern auch, was
dies alles mit ihrer großen Schwester Amelia, die mitten in der
Pubertät steckt, anrichtet oder mit ihrem Vater, der gegen die Klage
ist, und das Leben aller anderen Beteiligten beeinflusst. Dabei
gelingt es der Autorin aber, keine Wertung in das Geschehen
einfließen zu lassen. So steht man als Leser selbst zwischen allen
Stühlen, fühlt mit jedem Einzelnen und kann irgendwie auch für
alle irgendwie ein Stück weit Verständnis aufbringen. Man wünscht
sich einfach nur, dass es für jeden einzelnen beteiligten Charakter
gut ausgehen möge. Außerdem bekommt man einen sehr umfangreichen
und interessanten Einblick in ein Krankheitsbild, mit welchem man
nicht jeden Tag zu tun bekommt. Hier zeigt Jodi Picoult eine gute
Recherchearbeit. Was allerdings absolut nicht hätte sein müssen,
ist das Ende. Dieses hat mich nicht nur geschockt, sondern auch
extrem gestört. Diese Art von einer Extraportion Drama hätte das
Buch absolut nicht gebraucht.
Was die einzelnen Charaktere angeht, so
hat die Autorin auch hier viel Fingerspitzengefühl bewiesen. Wie
schon erwähnt, kann man sich in eine jede einzelne Person hinein
versetzen und man fühlt und leidet mit ihnen. Außerdem sind sie
alle wirklich gut und nachvollziehbar geschrieben und ihr Schicksal
lässt einen nicht kalt. Gerade Willow ist ein so liebenswertes
kleines Wesen, dass man sie von der ersten Seite an ins Herz
schließt, aber auch Amelia hat mich tief berührt, ebenso wie die
ebenfalls sehr emotionale Geschichte der Anwältin Marin, die Willows
Mutter vertritt.
Ich kann abschließend nur sagen, dass
ich selten eine so berührende und eindrucksvolle Geschichte gelesen
habe, wie diese hier, die mich trotz ihres schwierigen Themas in
ihren Bann ziehen konnte. Wer tiefgründige und emotionale
Geschichten mag und keine Angst hat, die eine oder andere Träne zu
vergießen, sollte unbedingt nach diesem Buch greifen.


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