Korea, 1943: Hana ist 16 Jahre alt und
eine Haenyeo, eine der Frauen, die im Meer nach Meerestieren tauchen
und damit ihre Familien ernähren. Als ihrer kleinen Schwester
droht, von einem japanischen Soldaten entführt zu werden, opfert
sich Hana für sie und wird selbst verschleppt, um in einem Bordell
als Zwangsprostituierte zu arbeiten.
Südkorea, 2011: Emi gibt sich seit
Jahrzehnten die Schuld daran, dass ihre Schwester verschleppt wurde.
Zu Besuch bei ihren Kindern in Seoul wird sie mit ihrer Vergangenheit
konfrontiert. Wird sie es schaffen, sich selbst zu vergeben?
Ein ganz großes Dankeschön geht an
den Limes Verlag, dass ich dieses wunderbare und tiefgründige Buch
als Rezensionsexemplar zugeschickt bekommen habe. Diese Geschichte
hat mich sehr bewegt und nachdenklich zurückgelassen.
An den Schreibstil der Autorin musste
ich mich zwar erst einmal gewöhnen, da das Buch größtenteils im
Präsens geschrieben ist, aber darüber hinaus ist er recht leicht zu
lesen und ich kam gut durch die Geschichte. Allerdings muss ich
sagen, dass manche der Kapitel, die abwechselnd aus Sicht von Hana
und Emi geschrieben sind, schon etwas sehr lang waren.
Die Geschichte war, wie schon erwähnt,
sehr tiefgründig und hat mich wirklich mitgerissen, ist sie doch an
tatsächliche Geschehnisse im Korea der vierziger Jahre angelehnt,
die schlimmer kaum hätten sein können. Damals wurden viele
koreanische Frauen von den Japanern als „Trostfrauen“
missbraucht, was Auswirkungen bis in die heutige Zeit hat. Die
Geschichte dieser Frauen erzählt Mary Lynn Bracht anhand ihrer
Protagonistin Hana, die für alle Opfer von Kriegsvergewaltigungen
steht. Das erklärt sie auch in ihren emotionalen Anmerkungen am Ende
des Buches. Dabei merkt man, das ihr dieses Thema sehr am Herz liegt.
Und trotz, dass die Geschichte eher nüchtern erzählt wird, habe ich
extrem mit Hana, aber auch Emi, mitgelitten und die ganze Zeit
gehofft, dass die Handlung wenigstens zu einem guten Ende führt.
Außerdem fand ich die Haenyeo sehr interessant und deren Leben.
Diese Frauen und ihre Arbeit haben mich tatsächlich beeindruckt. Das
Ende dann hat mich nicht enttäuscht, auch wenn es nicht alle Fragen,
die ich mir im Laufe der Geschichte gestellt hatte, zu einhundert
Prozent aufklärt. Was mich allerdings ein bisschen gestört hat war,
dass einige Szenen meiner Meinung nach ein bisschen zu sehr in die
Länge gezogen wurden und ich dadurch ab und zu die Konzentration
verloren habe. Manchmal hätten diese ruhig etwas kürzer ausfallen
können.
Was die Charaktere angeht, so finde
ich, dass die meisten von ihnen etwas bildlicher hätten beschrieben
werden können. Leider konnte ich mir kaum einen Charakter bildlich
vorstellen, was echt schade war. Ansonsten sind sie aber alle sehr
gut geschrieben und ich habe vor allem die beiden Schwestern sehr
gemocht. Beide mussten viel durchmachen und obwohl Hana diejenige
ist, der so etwas Schreckliches angetan wurde, ist für mich Emi die
tragischere Figur. Außerdem finde ich gut gelöst, dass kein Volk im
Allgemeinen zum Feindbild gemacht wurde. Stattdessen gibt es einen
Antagonisten, der nicht einfach nur böse ist, sondern ein Charakter
mit vielen Facetten. Man bekommt sehr gut vor Augen geführt, was der
Krieg aus den Menschen macht und somit ist dieser das eigentliche
Feindbild in der Geschichte.
Alles in allem kann ich nur sagen, dass
dieser Roman einer von denen ist, die mir noch lange im Gedächtnis
bleiben. Er hat mich gleichfalls unterhalten und fassungslos gemacht
und mir einen Einblick in ein Thema gegeben, von welchem ich vorher
noch gar nichts wusste. Wer also tragische Geschichten mit Tiefgang
mag, sollte auf jeden Fall hierzu greifen.


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