Montag, 13. Mai 2019


Einst waren Vera und Charlie die besten Freunde. Vera hat Charlie vertraut und ihn geliebt, wie niemanden sonst auf der Welt. Jetzt aber ist alles anders. Vera verachtet Charlie, hasst ihn aus vollstem Herzen, denn er hat sie verraten und ihr weh getan, wie niemand je zuvor. Doch das Schlimmste ist, dass Charlie tot ist und Vera die Einzige, die weiß, was in dessen letzter Nacht wirklich geschehen ist.

Ganz unvoreingenommen bin ich an diesen Roman heran gegangen, weil ich absolut nicht wusste, um was es darin geht. Das Einzige, was mir klar war ist, dass es sich um ein Jugendbuch handelt und der Tod wohl eine größere Rolle darin spielt. Umso überraschter war ich, wie tiefgründig und erschütternd dieser Roman tatsächlich ist.

Aufgeteilt ist dieses Buch in fünf Teile und mehrere recht kurze angenehm zu lesende Kapitel, die allesamt recht außergewöhnliche aber dennoch schlicht gehaltene Überschriften haben. Die Kapitel werden außerdem aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt, wobei auch Tote und Gegenständen zu Wort kommen. Das alles fand ich durchaus kreativ und hat den Verlauf der Handlung sogar noch unterstützt.

Was diese angeht, so beginnt sie mit der Beerdigung von Charlie und man erfährt erst nach und nach in Rückblenden, was zu seinem Tod geführt hat. Dabei geht es nicht nur um die Freundschaft zwischen Vera und Charlie, die sich langsam und schleichend in Liebe wandelt, nur um dann durch äußere und innere Einflüsse zu zerbrechen. Auch das kaputte Verhältnis von Vera zu ihrem Vater, Mobbing und die Probleme des Erwachsenwerdens bekommen ausreichend Spielraum. So kommt hier doch so einiges zusammen, was zu Charlies tragischem Ende führt, andererseits aber auch etwas aus Vera macht, was am Anfang noch nicht absehbar ist. Für mich war dieses Buch jedenfalls weniger ein Buch über Freundschaft, als über die Entwicklung eines Mädchens zu einer jungen Frau, die dabei so einiges Drama durchleben muss. So hat es diese Geschichte, obwohl sie eher ruhig erzählt wurde, geschafft, mich irgendwie zu packen und ich wollte wissen, was mit Charlie geschehen ist. Schade war dann nur, dass am Ende der richtige Knall irgendwie ausgeblieben ist und auch nicht alles aufgeklärt wurde.

Die Charaktere in diesem Buch sind alle sehr gut geschrieben, aber vor allem auch recht kontrovers, was mir echt super gefallen hat. Veras Gefühle gegenüber den Menschen, mit denen sie zu tun hat, sind so nachvollziehbar und dennoch ist sie sich jederzeit irgendwie treu geblieben. Andererseits sind da aber auch die anderen, als erstes Charlie, den ich gar nicht verstehen konnte, den man aber, so wie es auf mich gewirkt hat, auch gar nicht verstehen soll. Außerdem gibt es noch Veras Vater, der sein eigenes Päckchen zu tragen hat und dabei einige Male dabei scheitert, ein guter Vater zu sein, dennoch aber auch irgendwie ein guter Vater sein will. Ihn konnte ich anfangs so gar nicht leiden, später aber tat er mir einfach nur noch leid. Und dann sind da noch die, die von Vera „Dumpfbacken“ genannt werden und diesen Namen auch durchaus verdient haben, die man aber auch nicht unterschätzen sollte.

Alles in allem ist dieses Jugendbuch eines, was meiner Meinung nach bisher viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat. Dementsprechend finde ich es schade, dass es scheinbar auch gar nicht mehr verlegt wird. Dennoch kann ich es nur weiterempfehlen, so ihr es noch irgendwie in die Hände bekommt. 

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