Montag, 14. Dezember 2020


„Auf jede Nacht folgt ein Tag

Das Leben könnte so einfach sein. Wäre es manchmal nicht so verdammt schwer. Jana schläft am liebsten unter dem Bett. Collin friert gerne. Jana wünscht sich vertraute Menschen um sich herum. Collin möchte mit anderen Leuten nichts zu tun haben. Auf Sylt begegnen sich die beiden in einem Wohnprojekt und leben für die nächsten zwei Jahre Zimmer an Zimmer. Da ist eine Mauer, die sie trennt. Und eine Tür, die sie verbindet.“

- Beschreibung des Verlags -

Lange ist es her, dass ich die ersten Bücher der Autorin gelesen habe und fast schon so lange lag nun auch dieser Roman auf meinem SuB. Das lag vor allem auch daran, dass ich nicht so richtig wusste, welch eine Geschichte mich erwarten würde, schließlich verrät der Klappentext nicht besonders viel. Umso überraschter war ich, wie gut mir dieses Buch dann tatsächlich gefallen hat.

Richtig super fand ich dabei den sehr bildlichen und eindrücklichen Schreibstil der Autorin, der die Geschichte wahnsinnig realistisch erscheinen ließ. Außerdem ist dieser wirklich tiefgründig und teilweise auch sehr poetisch. Schade nur, dass er, gerade im Mittelteil des Romans, ein bisschen zu ausführlich ist, wodurch sich die Geschichte stückchenweise extrem in die Länge zog. Die Sprecherin hat aber ebenfalls einen super guten Job gemacht. Sie hatte nicht nur die passende Stimme, sondern hat Jana und ihre Geschichte mit ihrer tollen und ausdrucksstarken Betonung zum Leben erweckt.

Die Geschichte selbst war ganz anders, als ich es erwartet hätte. Zwar war mir schon von Anfang an klar, dass es im gewissen Sinne um psychisch belastete Charaktere geht, dennoch habe ich mit einer typischen Liebesgeschichte gerechnet. Das ist diese hier aber nicht wirklich. Vielmehr geht es um persönliche Entwicklung, um Ankommen und Zu-sich-finden, alles in einem super schönen Setting und mit einer richtig tollen, wenn auch schweren Atmosphäre. Aber auch an einer Liebesgeschichte mangelt es diesem Roman natürlich nicht, diese ist jedoch etwas ganz Besonderes. Jana und Collin nähern sich ganz langsam einander an und erst ziemlich spät wird es richtig ernst zwischen den beiden. Dabei ist vor allem die Entwicklung der Liebesgeschichte zwischen den beiden so interessant, da beide ihre psychischen Probleme haben und dadurch auch zwischenmenschliche Probleme. Diese sind aber wahnsinnig authentisch und nachvollziehbar beschrieben und in keinster Weise irgendwie aufgesetzt. So bleibt die Geschichte die ganze Zeit ein emotionales Auf und Ab, ohne aber ins Kitschige oder Sentimentale abzuschweifen. Dazu passte dann auch das relativ offene aber hoffnungsvolle Ende, welches mir super gut gefallen hat.

Auch die Charaktere haben mir in diesem Buch wirklich gut gefallen. Jana als Protagonistin ist manchmal ziemlich anstrengend, aber auf eine sehr realistische und nachvollziehbare Art. Sie hat mich nicht genervt, sondern vielmehr meine ganze Aufmerksamkeit benötigt, da ihr Charakter so vielschichtig und durch ihre schlimmen Erlebnisse, welche man nach und nach erfährt, schwer zu greifen ist. Und auch Collin ist sehr schwer zu greifen, aber das aus ganz anderen Gründen. Er ist nämlich sehr schweigsam und man erfährt, genau wie Jana, lange Zeit absolut nichts über ihn. Was dann aber kurz vor Ende der Geschichte über ihn heraus kommt, ist umso tragischer und hat sein teilweise extrem abweisendes Verhalten endlich erklärt. Dazu kommen dann noch einige Nebencharaktere, die den Protagonisten aber in keinster Weise nachstehen. Diese sind nämlich ebenso gut und vor allem vielschichtig und total unterschiedlich geschrieben.

Insgesamt ist diese Geschichte für mich etwas ganz Besonderes. Sie ist zwar kein Highlight in diesem Sinne, aber dennoch hatte sie etwas, was mich wirklich sehr beeindruckt hat. Die Autorin hat es jedenfalls mit ihrem Schreibstil und der sensibel geschriebenen, authentischen Geschichte geschafft,  mich auf eine tiefgründige Weise zu bewegen.


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