Sonntag, 27. Oktober 2024

„In Carsten Henns „Der Buchspazierer“ bringt Carl Christian Kollhoff, seines Zeichens Buchhändler, einigen besonderen Kunden ihre bestellten Bücher nach Hause, abends nach Geschäftsschluss, auf seinem Spaziergang durch die pittoresken Gassen der Stadt. Denn diese Menschen sind für ihn fast wie Freunde, und er ist ihre wichtigste Verbindung zur Welt. Als Kollhoff überraschend seine Anstellung verliert, bedarf es der Macht der Bücher und eines neunjährigen Mädchens, damit sie alle, auch Kollhoff selbst, den Mut finden, aufeinander zuzugehen …“

- Beschreibung des Verlags -

Wie schön es doch manchmal ist, rein zufällig und super spontan an Bücher zu gelangen, die dann sogar zu Highlights werden. So ist es mir nämlich mit diesem Buch geschehen und ich bin super glücklich darüber, denn wäre es nicht verfilmt worden und hätte mich der Trailer nicht neugierig auf die Handlung gemacht, hätte ich es wahrscheinlich nie bestellt. Zum Glück kam es aber anders.

Die Geschichte vom Buchspazierer Carl Kollhoff ist nämlich eine Hommage an die Macht der Bücher, ein Roman über die Liebe zur Literatur, denn hier findet letztendlich jeder, nicht nur das, was er augenscheinlich lesen will, sondern auch das, was er an Geschichten braucht und damit auch ein Stück Leben. Man trifft auf einige vielschichtige, einzigartige und teilweise echt skurrile Charaktere, für die Carl so etwas wie ein Lichtblick in ihrem teils tristen Alltag ist, eine Verbindung zum Leben draußen. Super kreativ und herzallerliebst fand ich dabei, dass Carl ihnen allen einen passenden Namen aus Büchern verleiht. So gibt es einen Mister Darcy, eine Frau Langstrumpf, einen Herkules und viele mehr, ein jeder ganz speziell und mit ganz eigenen Problemen und Sorgen. Außerdem trifft man auf Schascha, ein gleichermaßen kluges und freches, aber vor allem extrem liebenswertes, kleines Mädchen, welches durch ihre muntere Art auch wieder Leben in Carls Alltag bringt. Die beiden zusammen sind einfach zuckersüß und sorgen für viele kleine und größere Abenteuer, bringen Menschen auf die Straße, die sich jahrelang versteckt haben und diese sogar zueinander. Und als es plötzlich Carl ist, der Hilfe braucht, so ist Schascha diejenige, die ihm ins Leben zurückhilft. 

Interessant ist dabei der tolle Schreibstil, mit der eher selten genutzten, auktorialen Erzählperspektive, die dafür sorgt, dass man einen Einblick in die Gedanken und Gefühle aller Charaktere bekommt und deren Verhalten somit viel besser versteht. Aber auch ansonsten ist der Schreibstil einfach nur großartig, super flüssig, leicht zu lesen und doch voller tiefgründiger Sätze, übers Lesen und das Leben. Ebenso ist er super bildlich, wodurch man sich beim Lesen wie ein Teil der Geschichte fühlt. 

Alles in allem ist dieses Buch einfach nur großartig, mit einer zauberhaften Geschichte, die vielleicht nicht ganz realistisch ist, aber dennoch tiefgründig und mit soviel tieferem Sinn, dass man der Realität bei der Lektüre vollkommen entfliehen kann. Es gibt toll geschriebene Charaktere und ganz viel Liebe zu Büchern und Literatur. Für mich ist es dadurch jedenfalls zu einem Highlight geworden. 

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