Mittwoch, 12. November 2025

„Maybelline Chen ist ein typisch amerikanischer Teenager mit chinesisch-taiwanesischen Wurzeln – und definitiv nicht die Tochter, die sich ihre Mutter wünscht. Mays geliebter älterer Bruder Danny auf der anderen Seite ist der perfekte Sohn und hat gerade die Zusage für ein Studium in Princeton erhalten. Was niemand ahnt: Im Verborgenen kämpft Danny mit Depressionen, und als er sich das Leben nimmt, bricht für May eine Welt zusammen. Doch noch während May und ihre Familie versuchen, ihre Trauer zu bewältigen und zurück ins Leben zu finden, werden den Chens rassistische Anschuldigungen entgegengeschleudert. May kann den Hass kaum ertragen und wehrt sich mit einer emotionalen Gegendarstellung in der Zeitung. May will damit eigentlich nur ihre Familie verteidigen und ist in keiner Weise auf die Folgen vorbereitet, die ihr Artikel nach sich zieht ...“

- Beschreibung des Verlags -

Wahrscheinlich mache ich mich mit meiner Meinung zu diesem Buch unbeliebt, aber hey, ich will einfach ehrlich sein und so muss ich leider sagen, dass es mich nicht so sehr überzeugt hat, wie ich erhofft hatte.

Es geht schon einmal damit los, dass ich hier eine ganz andere Geschichte geboten bekommen habe, als ich erwartet hatte. Zwar geht es um den Suizid von Mays Bruder Danny und auch um Rassismus gegen Asiaten, aber mir nahm letzterer Punkt viel zu viel Raum ein. Versteht mich bitte nicht falsch, es ist wichtig, darüber zu sprechen und ich habe auch nichts gegen Bücher über dieses Thema, aber dieses ewige Wir-gegen-Die-Denken, wie es auch hier vorkam, stört mich schon extrem. Vielleicht sind weiße Männer im Grunde eher rassistisch veranlagt, aber man sollte auch nicht immer alle Weißen über einen Kamm scheren. Und genau hier lag mir der Fokus viel zu sehr darauf, wie böse doch ein bestimmter, weißer Mann ist, der zwar unbestreitbar etwas Falsches gesagt hat, den man aber ansonsten gar nicht weiter kennenlernt. Es wird gar nicht erst mit ihm Klartext geredet, sondern gleich eine öffentliche Debatte in Gang getreten. Ebenfalls fehlte mir, dass der Großteil der weißen Bevölkerung gar nicht rassistisch ist oder einfach bestimmte Dinge gleich als rassistisch aufgefasst werden, die gar nicht so gemeint sind. Außerdem ist es meiner Meinung nach schon rassistisch, zu denken, dass Rassismus immer nur von Weißen ausgeht. Leider sind mir dabei die ganze Trauer rund um Danny, das eigentliche Warum und die damit verbundenen Emotionen großteils verloren gegangen. Zudem fehlte mir, mehr über ihn als Menschen zu erfahren. Zwar gab es wirklich schöne und emotionale Rückblicke, aber eben nur Rückblicke, ohne ihn selbst in Aktion zu erleben. 

Dennoch muss ich auch sagen, dass ich die Dynamik in der Familie Chen wirklich großartig geschrieben fand, das große Nilpferd als Metapher für das Nicht-miteinander-reden und die scheinbare Kälte zwischen May und ihrer Mutter. Ebenfalls konnte ich beide Parteien absolut verstehen, wenn ich auch selbst nicht immer deren Meinung war. Und dann war da noch die wirklich tolle Freundschaft zwischen May und Tiya, sowie ihrem Bruder Marc, die Herzlichkeit deren Eltern und der vorbildhafte Zusammenhalt. Genauso kann ich sagen, dass ich den Schreibstil der Autorin richtig toll fand, bis auf einmal Gendern, was ich absolut durchgehen lassen kann, flüssig geschrieben und auch bildlich. 

Die Charaktere fand ich im Großen und Ganzen in Ordnung, dennoch konnte ich bis zum Ende keinen richtigen Zugang zu May finden, muss aber auch sagen, dass sie wirklich mutig ist und zu ihrer Meinung steht. Allerdings ist sie auch sehr ideologisch, was ich teilweise nicht so gut finde. Ihre Mutter wirkte hingegen relativ kühl, was aber ein Trugschluss ist, weil sie ihre Liebe anders zeigt, als vielleicht andere Mütter. Mays Vater hingegen war einfach nur super sympathisch, mit seinem Glühbirnen-Tick. Tiya ist ein ziemlicher Wirbelwind, allerdings gleich noch ideologischer als May, aber auch eine gute Freundin, ihr Bruder Marc hingegen wirkte eher ruhig auf mich, aber hilfsbereit und immer da, wenn man ihn braucht. Nur Danny konnte ich, wie schon erwähnt, leider nicht wirklich kennenlernen, was ich echt schade fand. Die paar Rückblenden haben ihn zwar als echt tollen, großen Bruder dargestellt, aber ich hätte darüber hinaus dennoch gern mehr über ihn erfahren.

Alles in allem fand ich das Buch ganz okay, wobei gerade das emotionale Ende noch ein bisschen meine Meinung ins Positivere gerückt hat. Es ist auf jeden Fall ein Appell gegen Rassismus, allerdings auch in Stücken ein Akt gegen die weiße, angeblich so sehr privilegierte Gesellschaft, was sie einfach nicht zwangsläufig ist. Am schlimmsten fand ich allerdings, dass sich die Geschichte für mich teilweise echt gezogen hat und mir kaum Emotionen entlocken konnte. 

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