Die Baltic Charisma ist eine alte
Ostseefähre, die zwischen Schweden und Finnland verkehrt. An Bord
feiern die meisten Passagiere die Nacht durch, betrinken sich oder
suchen nach dem nächsten schnellen Flirt. Doch auch eine Frau
und ihr Sohn sind an Bord gekommen und mit ihnen ein dunkles Grauen, dass sich bald
über die ganze Fähre ausbreitet.
Mats Strandberg hat einen Schreibstil,
an den man sich vor allem erst mal gewöhnen muss. Dieser ist überaus
beschreibend und ausführlich, lässt sich aber dennoch schnell und
einfach lesen. Man muss sich allerdings klar sein, dass die
Ausführlichkeit auch vor unheimlich ekeligen und gruseligen Szenen
keinen Stopp macht. Der Autor nimmt absolut kein Blatt vor den Mund,
die Sprache im Buch ist härter als gewohnt bis hin zu äußerst
obszön.
Man sollte sich auch nicht von dem
Roman auf dem Buchcover täuschen lassen, denn es handelt sich hier,
auch wenn es anfangs noch nicht so wirkt, um etwas ganz anderes, als
einen üblichen Roman, sondern vielmehr um einen knallharten,
blutigen Splatter-Horror-Thriller, der sich aber erst zu dem
entwickelt, was er sein soll. So lernt man auf den ersten Seiten erst
verschiedene Passagiere kennen, man erfährt mehr über die einsame
ältere Dame Marianne, die endlich mal wieder unter Menschen will,
den Jungen Albin, der mit seinen schwierigen Eltern, seiner Tante und
Cousine an Bord geht, den großkotzigen und gelangweilten
Schlagerstar Dan Appelgren und viele viele mehr. Dabei schließt man
manche immer mehr ins Herz und andere widern einen einfach nur an.
Als es dann mit dem wahren Horror los geht und dieser immer extremer
wird, wird schnell klar, wessen Tod man mehr und wessen man weniger
verkraften würde und ohne zu viel zu verraten kann ich sagen, dass
viele Menschen sterben. Was mich allerdings gestört hat, war das
Ende. Dieses war zwar intelligent gelöst und stimmig, für mich war
die Geschichte aber damit nicht abgeschlossen. Mal sehen, vielleicht
gibt es ja noch einen zweiten Band.
Die Charaktere in diesem Buch sind sehr
zahlreich, wobei es aber keinen wirklichen Protagonisten gibt. Wenn
man sich aber einen aussuchen müsste, so würde ich sagen, dass es
die Baltic Charisma selbst ist. Man lernt einfach zu viele
verschiedenen Persönlichkeiten kennen, die meiner Meinung nach alle
sehr gut gezeichnet sind. Es gibt Charaktere, die sind herzlich,
andere sind einfach nur nett und manche sind dumm und unsympathisch.
Es gibt also eine große, bunte Auswahl ohne dass man die einzelnen
Personen nicht auseinander halten könnte, denn jedes Kapitel ist mit
dem Namen desjenigen überschrieben, aus dessen Sicht gerade erzählt
wird.
Ehrlich gesagt kann ich mich den viele
negativen Stimmen über dieses Buch nicht anschließen. Ich fand es
durchaus spannend und konnte es kaum zur Seite legen. Natürlich gibt
es viel Blut und Erbrochenes und und und, und der Autor beschreibt
extrem ausführlich. Doch das lässt diesen Roman erst realistisch
wirken. Wer also nichts gegen Splattermomente in einem guten
Horror-Thriller hat, der kann dieses Buch ruhig lesen. Kindern und
Jugendlichen unter achtzehn Jahren würde ich allerdings davon
abraten.


Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen