„An einem Sonntag im Juni gerät die Welt aus dem Takt: Frauen liegen auf der
Straße. Reglos, in stillem Protest. Hier kreuzen sich die Wege von Elin, Nuri
und Ruth. Elin, Anfang zwanzig, eine erfolgreiche Influencerin, der etwas
zugestoßen ist, von dem sie nicht weiß, ob es Gewalt war. Nuri, neunzehn
Jahre, der die Schule abgebrochen hat und versucht, sich als Fahrradkurier,
Bettenschubser und Barkeeper über Wasser zu halten. Ruth, Mitte fünfzig, die
als Pflegefachkraft im Krankenhaus arbeitet und deren Pflichtgefühl
unerschöpflich scheint.
Es ist der Beginn einer Revolte, bei der Frauen nicht mehr das tun, was sie
immer getan haben. Plötzlich steht alles infrage, worauf unser System fußt.
Ergreifen Elin, Nuri und Ruth die Chance auf Veränderung?“
- Beschreibung des Verlags -
Auch, wenn ich mich selbst nicht als Feministin bezeichnen würde, fand ich,
nachdem mehrere Personen diesen Roman bereits sehr hochgelobt hatten, dass ich
ihn mir nun auch endlich einmal zu Gemüte führen müsste. Nun, unterhaltsam
fand ich ihn, aber was das Thema angeht, so war er mir dann doch zu
pathetisch.
Erzählt wird die Geschichte dabei hauptsächlich aus den Perspektiven, der drei
verschiedenen Protagonisten, unter welche noch kurze Kommentare von einer
Pistole, der Gebärmutter und der Berichterstattung eingeschoben werden, die
mir persönlich aber nichts erzählt haben, was ich interessant gefunden hätte.
Der Schreibstil war aber okay und ich konnte der Geschichte gut folgen, auch
das Hörbuch war gut vertont.
Inhaltlich begleitet der Leser hier Elin, eine Influencerin, die ständig
wechselnde Sexpartner hat und sich irgendwann auch mit Gewalt konfrontiert
sieht. Sie geht in meinen Augen unverantwortlich mit sich selbst um,
gleichzeitig konnte ich ihre innere Leere auch irgendwie verstehen. Trotzdem
wirkt ihr Engagement im Protest eher deplatziert, schließlich hat sie mit den
Problemen, weswegen die Frauen demonstrieren, so gar keine Berührungspunkte.
Außerdem folgt man Nuri, der die Schule abgebrochen hat und nun mit
zahlreichen, schlecht bezahlten Jobs darum kämpft, jeden Tag zumindest etwas
zu Essen und einen Schlafplatz zu haben. Einerseits war mein erster Gedanke
„selber schuld“, aber ich habe auch mit ihm gelitten, fand ihn, obwohl er ein
bisschen wie ein Weichei wirkt, sympathischsten und sein Weg war für mich
persönlich am spannendsten. Auch Ruth fand ich sehr sympathisch. Ihr Einsatz
und ihr Pflichtgefühl bis zur vollkommenen Erschöpfung ist bewundernswert und
dennoch tat es mir extrem leid, dass sie so allein gelassen wird. Dabei legt
sie selbst ihre Arbeit erst nieder, als es gar nicht mehr geht.
Was das Thema des Buches angeht, diesen Kampf gegen das Patriarchat und die
Ausbeutung in Care-Berufen, so fand ich das Buch sehr anstrengend und schon
fast fanatisch. Nein, Männer sind keine Feinde der Frauen und Frauen sind auch
nicht immer komplett solidarisch miteinander. Außerdem wird nicht jede Frau
unterdrückt und nicht jeder Mann ist böse, was ja auch irgendwie Nuri
widerspiegelt. Dementsprechend ist dieser Protest auch einfach nur
unrealistisch, genauso der ganze Rattenschwanz, welcher dieser mit sich zieht.
Als würden die Männer gar nichts allein hinbekommen und die Frauen sind die
Krone der Schöpfung, ohne welche gar nichts geht. Vielmehr sollte man doch
einmal darüber nachdenken, warum die Dinge so sind, wie sie sind und nein, das
liegt zum größten Teil nicht am Patriarchat.
Alles in allem ist das Buch schon okay, spannend geschrieben und gerade die
Schicksale von Nuri und Ruth gingen mir zum Teil echt ans Herz. Ich finde auch
das Thema Feminismus bis zu einem bestimmten Punkt interessant, ebenfalls die
Idee hinter dem Buch. Meiner Meinung nach bewegt sich dieser Roman aber sehr
nah an der Grenze zum Fanatismus und Schubladendenken.