Donnerstag, 12. September 2024

Band 1: Tales from the Loop
Band 2: Things from the Flood

„Der Loop ist stillgelegt. Der unterirdische Teilchenbeschleuniger, der einmal die Geheimnisse der Welt entschlüsseln sollte, gehört der Vergangenheit an. Mit den neunziger Jahren hält langsam, aber sicher der digitale Wandel Einzug, auch auf den schwedischen Mälarinseln.

Doch dann kommt die Flut: Das Wasser, das aus der Forschungseinrichtung dringt, spült Dinge an die Oberfläche, die besser nie das Licht der Sonne erblickt hätten.“

- Beschreibung des Verlags -

Dieses Buch ist nun bereits das dritte Buch des Autors, welches ich gelesen und angeschaut habe und ich muss sagen, es lohnt sich absolut, vor allem wegen der großartigen, detailreichen und einfach wunderbaren Bilder. Diese, mit einfachen Strichen sehr realistisch wirkenden Kunstwerke im retro-futuristischen Stil, versprühen eine einzigartige Atmosphäre, wie es nur Stålenhag zu kreieren vermag. 

Die Erzählungen des fiktionalen Ich-Erzählers untermalen dabei noch einmal die Bilder, ergeben aber keine durchgängige Geschichte. Vielmehr handelt es sich eher um kurze Anekdoten aus der Zeit während der Flut, um relativ sprunghaft erzählte Erinnerungen aus einer Jugend im digitalen Umschwung. Diese sorgen ebenfalls für eine gewisse Atmosphäre, wirken aber teilweise auch etwas verwirrend.

Alles in allem handelt es sich hier um ein Buch, bei welchem auf jeden Fall die Kunst im Vordergrund steht und diese kann absolut überzeugen. Auch die Erzählungen finde ich ganz gut, aber man merkt schon irgendwie, dass Simon Stålenhag mehr Künstler ist als Schriftsteller. Trotzdem kann ich auch dieses Buch von ihm schon allein wegen der Bilder absolut empfehlen. 


Mittwoch, 11. September 2024

Band 1: The Serpent and the Wings of Night
Band 2: The Ashes and the Star-Cursed King

„Jeden Tag muss Oraya ums Überleben kämpfen. Als adoptierte menschliche Tochter des Vampirkönigs lebt sie in einer Welt, die darauf ausgerichtet ist, sie zu töten. Ihre einzige Chance, jemals mehr als nur Beute zu sein, ist die Teilnahme am Kejari: ein legendäres Turnier, das von Nyaxia veranstaltet wird – der Göttin des Todes.

Damit Oraya überhaupt den Hauch einer Chance hat, muss sie ein Bündnis mit ihrem größten Gegner eingehen: Raihn. Alles an ihm ist gefährlich. Zum Töten geboren ist er skrupellos und dazu auch noch ein Feind ihres Vaters. Doch am meisten Angst macht Oraya nicht das Kejari oder die mögliche Niederlage oder der Tod, sondern dass sie sich auf seltsame Weise zu Raihn hingezogen fühlt. Als wäre das nicht genug, braut sich – wie eine düstere Vorahnung - ein Sturm zusammen und erschüttert alles, was Oraya über ihre Heimat zu wissen glaubte. Und Raihn versteht sie vielleicht besser als jeder andere. Doch die immer stärker werdende Anziehungskraft könnte ihr Untergang sein, in einem Königreich, in dem nichts tödlicher ist als Vertrauen und Liebe.“

- Beschreibung des Verlags -

Ich muss zugeben, dieses Buch war einerseits ein Coverkauf, andererseits habe ich mich von Social Media verleiten lassen. Dass es dabei um Vampire geht, war das einzige, was ich über die Handlung wusste, hat jedoch letztlich Ausschlag gegeben, dass ich es unbedingt lesen musste. Auf jeden Fall hat es mich echt packen können und auch nicht mehr los gelassen.

Die Autorin hat nämlich eine super tolle, komplexe und düstere Welt geschaffen, mit zwei Arten von Vampiren aus drei verschiedenen Häusern, die zwar mal wieder etwas anderes sind, mit ihren Flügeln und der Magie aber dennoch gut geschrieben und noch immer typische Vampire, die im Sonnenlicht sterben und nicht glitzern, die gefährlich sind und optisch, bis auf Kleinigkeiten, trotzdem Menschen gleichen. Dabei ist der Schreibstil ebenfalls richtig gut, flüssig und vor allem auch bildlich, sodass ich mir die Welt sehr gut vorstellen konnte.

Aber auch die Geschichte selbst fand ich großartig, voller Spannung, interessanten, brutalen Kämpfen und einer Liebesgeschichte, die sich langsam und nachvollziehbar entwickelt. Natürlich wird es dabei auch recht spicy, allerdings erst zum Ende des Buches hin. Bis dahin ist die Liebesgeschichte relativ ruhig, mit schönen, teils auch actionreichen Momenten. Außerdem gibt es ein paar echt erheiternde, manchmal auch recht tiefgründige Gespräche zwischen Oraya und Raihn und überhaupt hat mir die Dynamik zwischen den beiden super gut gefallen. Jedoch spielt vor allem das Kejari eine große Rolle, die Rivalität zwischen den verschiedenen Vampiren, aber auch die Freundschaft und der Zusammenhalt. Ebenfalls fand ich diese Kämpfe gut beschrieben und echt kreativ. Richtig gut fand ich auch, wie die Autorin mit den Lesern spielt, genauso wie mit Oraya, die nach einigen sehr guten, spannenden Wendungen, am Ende nämlich ziemlich verwirrt zurückgelassen wird und so ging es auch mir. Am Ende war jedenfalls nicht mehr klar, wer hier eigentlich was für ein Spiel spielt und wer gut ist und wer böse und der Cliffhanger ist einfach nur Wahnsinn. 

Obendrein sind die Charaktere richtig toll geschrieben. Oraya ist eine starke Kriegerin, die zwar als Tochter des Vampirkönigs Vincent aufgewachsen ist, aber überhaupt nicht verwöhnt. Vielmehr hadert sie damit, weder richtig zu den Menschen noch den Vampiren zu gehören. Und diese Zerrissenheit merkt man ihr an. Dennoch geht sie ihren Weg, ist vorsichtig und lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Gleichzeitig ist sie sehr loyal. Raihn hingegen ist ein sehr rätselhafter Charakter, über den man erst nach und nach mehr erfährt, ebenso über seine Motive und Ziele. Trotzdem ist er mir im Laufe der Geschichte immer mehr ans Herz gewachsen. Bei Orayas Vater Vincent wusste ich auch nicht so richtig, wie ich ihn einordnen sollte. Er hat jedenfalls zwei Seiten und obwohl ich seine Liebe zu Oraya durchaus gespürt habe, so war er mir dennoch nicht ganz geheuer. 

Alles in allem fand ich dieses Buch einfach nur großartig, sehr atmosphärisch, spannend, brutal und sogar romantisch. Selten habe ich ein Buch mit über fünfhundert Seiten in so wenigen Tagen verschlungen und freue mich nun sehr auf Band zwei. Auch das Hörbuch kann ich durchaus empfehlen, wenn man dies bevorzugt, denn es wurde sehr gut vertont.

Montag, 9. September 2024


„Odran Yates kommt 1972 an das renommierte Dubliner „Clonliffe Seminary“, um Priester zu werden. Er kann es kaum erwarten, endlich Gutes zu tun. Vierzig Jahre später ist sein Vertrauen in die katholische Kirche jedoch zutiefst erschüttert. Bestürzt muss er dabei zusehen, wie alte Freunde vor Gericht stehen und ehemalige Würdenträger ins Gefängnis kommen. Erst als bei einem Familientreffen alte Wunden aufgerissen werden, sieht er sich gezwungen, die Ereignisse in seinem Leben in einem anderen Licht zu betrachten und sich einzugestehen, dass er über all die Jahre nicht sehen wollte, was direkt vor seinen Augen geschah.“

- Beschreibung des Verlags -

Und noch ein Buch, welches schon viel zu lange auf meinem SuB lag. Leider viel zu lange, denn es hatte ein Wucht, die zum Nachdenken anregt und angelehnt an wahre Geschehnisse, die Wut in mir angekurbelt hat, wie im Namen Gottes so viel Unvorstellbares geschehen konnte.

Odran Yates, der Protagonist dieses Buches, erzählt dabei in nicht chronischer Reihenfolge von seinem Leben, von seinen Eltern, seiner Kindheit, wie er ans Priesterseminar kommt und auch über seinen weiteren Lebenslauf. Er erzählt von einem einsamen Leben, welches er angeblich freiwillig Gott gewidmet hat und sieht sich irgendwann einem regelrechten Hass gegen die katholische Kirche gegenüber, welcher auch auf ihn zurückfällt, obwohl er unschuldig ist. Aber ist er wirklich unschuldig? Und wie ist es mit seinem Freund Tom Cardle, der zum Priesteramt gezwungen wurde und auch nie einen Hehl daraus macht, dass er seinem Beruf nichts abgewinnen kann? Wie sieht es mit den Bischöfen aus, mit den Kardinälen oder gar dem Papst? 

Was geschehen ist, wird aber erst mit der Zeit deutlich und der Autor hat das Buch mit einem großartigen Schreibstil so geschrieben, dass man als Leser sehr nah an Odran dran ist, an seinen Gefühlen, seinen Gedanken. Und doch wird bis zum Ende nicht ganz klar, was er wirklich wusste. Als Leser merkt man jedoch, dass etwas nicht mit rechten Dingen vor sich geht, dass Kindern schlimme Dinge angetan werden. Man kann also davon ausgehen, dass auch Odran dieses Gefühl haben muss. Dieser ist allerdings so weltfremd, lebt in seiner eigenen Welt, dass man ihm dieses Unwissen oder um es besser zu beschreiben, sein Verdrängen, schon beinahe vergeben möchte. Dennoch konnte ich dies erst zum Ende des Buches, denn Odran scheint der einzige zu sein, der seine Fehler einsieht, obwohl er eben auch darunter leiden musste. Die Wut bleibt allerdings, die Wut darüber, was unter dem Dach der Kirche Kindern angetan, wie gelogen wurde und wird, vertuscht und diffamiert. Und auch so einige Szenen im Buch selbst konnte ich einfach kaum glauben, die Ignoranz mancher Charaktere und die Bösartigkeit von Leuten, die sich eigentlich dem Willen Gottes unterwerfen sollten. Andererseits hatte das Buch aber auch hier und da ein paar echt komische Szenen zu bieten, Gespräche, die mich fast zum Lachen gebracht haben und doch nur Ablenkung waren. 

Alles in allem fand ich dieses Buch einfach nur großartig, aufklärend und verstörend, aber teilweise auch echt emotional, denn Odran ist wirklich ein anständiger Typ, der seine Familie liebt, helfen will, wo es geht und den Hass dennoch auch abbekommt und das teilweise auf wirklich grausame Art. Dabei befindet er sich vielleicht doch nicht ganz so freiwillig in einer unanständigen, verlogenen Institution, von der ich selbst auch nicht viel halte. Dennoch gab es auch ein paar Dinge, die mich gestört haben, so zum Beispiel die echt langen und durcheinander gewürfelten Kapitel. Ebenso fand ich, dass der Erzähler manchmal ein bisschen zu weit ausschweift. Trotzdem ist dieses Buch absolut lesenswert und ich kann es nur weiterempfehlen. 

Samstag, 7. September 2024

„Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie blindlings wagen, gestehen oder verschwinden lassen, erzählt Mariana Leky in ihrem Roman.

›Was man von hier aus sehen kann‹ ist das Porträt eines Dorfes, in dem alles auf wundersame Weise zusammenhängt. Aber es ist vor allem ein Buch über die Liebe unter schwierigen Vorzeichen, Liebe, die scheinbar immer die ungünstigsten Bedingungen wählt. Für Luise zum Beispiel, Selmas Enkelin, gilt es viele tausend Kilometer zu überbrücken. Denn der Mann, den sie liebt, ist zum Buddhismus konvertiert und lebt in einem Kloster in Japan …“ 

- Beschreibung des Verlags -

Wahrscheinlich hätte ich dieses Buch niemals gelesen, wäre es nicht auch als Hörbuch verfügbar gewesen, denn obwohl ich die Idee dahinter super kreativ und interessant fand, konnte ich mir nicht vorstellen, dass man damit auch ein ganzes Buch füllen könnte. Nun, was soll ich sagen! Die Autorin hat es doch tatsächlich geschafft, eine richtig schöne, tragisch-komische Geschichte zu Papier zu bringen, die mich nicht nur gut unterhalten hat, sondern auch etwas Besonderes war.

So lernt man hier gleich am Anfang Luise kennen, die von ihrer Oma Selma erzählt und von deren Träumen, die den Tod herbeibringen. Dabei beginnt die Geschichte, als Luise ihre Kindheit mit ihrem besten Freund Martin in ihrem kleinen Dorf im Westerwald verbringt, welches sie auch im Laufe der Geschichte lange Zeit nicht verlassen wird. Die ganze Geschichte spielt also in einem winzigen Kosmos, voller interessanter, teils skurriler und einzigartiger Charaktere. Gerade erst hat Selma wieder von einem Okapi geträumt und nun dreht scheinbar das ganze Dorf durch. Doch dann geschieht ein Unglück und Luises Leben steht kopf, bis sie Jahre später einen buddhistischen Mönch kennenlernt und sich verliebt. Auf dieser Reise durch die Kindheit, Jugend und auch ein Teil des Erwachsenenalters erlebt man hier zusammen mit Luise viele verschiedene Abenteuer, lernt ihre Familie kennen und lieben und auch die anderen Charaktere, die diesen Roman, meiner Meinung nach, am meisten ausmachen. Dabei gibt es ein bisschen Drama, ein bisschen Witz und vor allem sehr viel Herzenswärme. Nur manchmal hat sich die Geschichte dann leider doch etwas gezogen, was auch schon mein einziger Kritikpunkt ist.

Luise fand ich nämlich auch super geschrieben, sehr menschlich und liebenswert. Witzig fand ich, dass jedes Mal, wenn sie lügt, irgendwas herunterfällt. Auch die Beziehung und Liebe zu ihrer Oma fand ich sehr eindrücklich und herzerwärmend. Diese ist ebenfalls eine großartige Frau, ist für Luise wie eine Mutter, behütet und beschützt sie wie ein Löwe, wobei es eine Szene gibt, die mir wohl noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Ebenfalls fand ich die Freundschaft zwischen Luise und Martin wirklich schön. Außerdem lernt man noch den Optiker kennen, dessen Namen man im Laufe der Geschichte nicht erfährt. Er hegt eine heimliche Liebe zu Selma und ist so was wie ein Ersatzopa für Luise. Das Lustige an ihm sind seine inneren Stimmen, die ihm das Leben schwer machen, aber gleichzeitig auch für die eine oder andere Belustigung sorgen. Und auch Marlies, die dauerdepressive. mürrische Einzelgängerin will ich nicht vergessen zu erwähnen, weil sie für mich eine wichtige Nebenfigur ist, die für einige Lacher meinerseits gesorgt hat. Gegen all diese echt interessanten und einzigartigen Figuren, wirkt Frederik, der buddhistische Mönch, schon fast langweilig, obwohl sein Lebensweg eigentlich auch nicht unbedingt alltäglich ist.

Alles in allem fand ich diesen Roman wirklich großartig. Er war mal wieder etwas anderes und die Geschichte dabei richtig atmosphärisch und gemütlich. Sie ist gleichzeitig tragisch und komisch, hat bei mir jedenfalls für einige Lacher gesorgt. Und auch die Charaktere fand ich großartig, witzig und ausgefallen.

Freitag, 6. September 2024

„An einem Sonntag im Juni gerät die Welt aus dem Takt: Frauen liegen auf der Straße. Reglos, in stillem Protest. Hier kreuzen sich die Wege von Elin, Nuri und Ruth. Elin, Anfang zwanzig, eine erfolgreiche Influencerin, der etwas zugestoßen ist, von dem sie nicht weiß, ob es Gewalt war. Nuri, neunzehn Jahre, der die Schule abgebrochen hat und versucht, sich als Fahrradkurier, Bettenschubser und Barkeeper über Wasser zu halten. Ruth, Mitte fünfzig, die als Pflegefachkraft im Krankenhaus arbeitet und deren Pflichtgefühl unerschöpflich scheint.

Es ist der Beginn einer Revolte, bei der Frauen nicht mehr das tun, was sie immer getan haben. Plötzlich steht alles infrage, worauf unser System fußt. Ergreifen Elin, Nuri und Ruth die Chance auf Veränderung?“

- Beschreibung des Verlags -

Auch, wenn ich mich selbst nicht als Feministin bezeichnen würde, fand ich, nachdem mehrere Personen diesen Roman bereits sehr hochgelobt hatten, dass ich ihn mir nun auch endlich einmal zu Gemüte führen müsste. Nun, unterhaltsam fand ich ihn, aber was das Thema angeht, so war er mir dann doch zu pathetisch. 

Erzählt wird die Geschichte dabei hauptsächlich aus den Perspektiven, der drei verschiedenen Protagonisten, unter welche noch kurze Kommentare von einer Pistole, der Gebärmutter und der Berichterstattung eingeschoben werden, die mir persönlich aber nichts erzählt haben, was ich interessant gefunden hätte. Der Schreibstil war aber okay und ich konnte der Geschichte gut folgen, auch das Hörbuch war gut vertont.

Inhaltlich begleitet der Leser hier Elin, eine Influencerin, die ständig wechselnde Sexpartner hat und sich irgendwann auch mit Gewalt konfrontiert sieht. Sie geht in meinen Augen unverantwortlich mit sich selbst um, gleichzeitig konnte ich ihre innere Leere auch irgendwie verstehen. Trotzdem wirkt ihr Engagement im Protest eher deplatziert, schließlich hat sie mit den Problemen, weswegen die Frauen demonstrieren, so gar keine Berührungspunkte. Außerdem folgt man Nuri, der die Schule abgebrochen hat und nun mit zahlreichen, schlecht bezahlten Jobs darum kämpft, jeden Tag zumindest etwas zu Essen und einen Schlafplatz zu haben. Einerseits war mein erster Gedanke „selber schuld“, aber ich habe auch mit ihm gelitten, fand ihn, obwohl er ein bisschen wie ein Weichei wirkt, sympathischsten und sein Weg war für mich persönlich am spannendsten. Auch Ruth fand ich sehr sympathisch. Ihr Einsatz und ihr Pflichtgefühl bis zur vollkommenen Erschöpfung ist bewundernswert und dennoch tat es mir extrem leid, dass sie so allein gelassen wird. Dabei legt sie selbst ihre Arbeit erst nieder, als es gar nicht mehr geht. 

Was das Thema des Buches angeht, diesen Kampf gegen das Patriarchat und die Ausbeutung in Care-Berufen, so fand ich das Buch sehr anstrengend und schon fast fanatisch. Nein, Männer sind keine Feinde der Frauen und Frauen sind auch nicht immer komplett solidarisch miteinander. Außerdem wird nicht jede Frau unterdrückt und nicht jeder Mann ist böse, was ja auch irgendwie Nuri widerspiegelt. Dementsprechend ist dieser Protest auch einfach nur unrealistisch, genauso der ganze Rattenschwanz, welcher dieser mit sich zieht. Als würden die Männer gar nichts allein hinbekommen und die Frauen sind die Krone der Schöpfung, ohne welche gar nichts geht. Vielmehr sollte man doch einmal darüber nachdenken, warum die Dinge so sind, wie sie sind und nein, das liegt zum größten Teil nicht am Patriarchat. 

Alles in allem ist das Buch schon okay, spannend geschrieben und gerade die Schicksale von Nuri und Ruth gingen mir zum Teil echt ans Herz. Ich finde auch das Thema Feminismus bis zu einem bestimmten Punkt interessant, ebenfalls die Idee hinter dem Buch. Meiner Meinung nach bewegt sich dieser Roman aber sehr nah an der Grenze zum Fanatismus und Schubladendenken. 

Dienstag, 3. September 2024

Band 1: Silent Secrets
Band 2: noch nicht erschienen 

Dieses Buch wurde mir von Vorablesen und dem Thienemann Verlag zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt. Ein ganz großes Dankeschön dafür. 

„Tief unter den Gassen von Paris schlummert ein uraltes Mysterium, das das fragile Gleichgewicht der Welt bewahrt: die Weltenbibliothek Mondia, ein verborgener Ort voller Bücher, die über das Schicksal der Menschheit wachen. Davon ahnt die 19-jährige Remy jedoch nichts, die ein normales Leben führt und ihre Zeit am liebsten in der Werkstatt im Blumenladen ihrer Schwester verbringt. – Bis eines Tages Kasimir in den Laden stolpert und ein magisches Kästchen verlangt, das in Remys Besitz sein soll. Denn sie ist die letzte Erbin der Ripari, einer Familie, deren Blutlinie seit Jahrhunderten die Bibliothek beschützt. Und nun liegt es in ihren Händen, die Mondia vor den Schatten der Zerstörung zu bewahren. Doch während Remy und Kasimir sich den drohenden Gefahren stellen, lauern ihre Feinde bereits im Verborgenen, entschlossen, die Welt, wie wir sie kennen, für immer zu vernichten …“

- Beschreibung des Verlags -

Bereits als ich die Beschreibung dieses Buches das erste Mal gelesen habe, war ich sofort in und weg, denn die Idee dahinter hat mich echt gepackt. Jetzt, wo ich das Buch gelesen habe, muss ich zwar sagen, dass es schon anders war, als ich es erwartet hatte, aber mich dennoch nicht enttäuscht hat. Es war nämlich wirklich einzigartig, echt packend und gleichzeitig sogar ein bisschen romantisch.

Dabei fand ich vor allem die Idee hinter der Weltenbibliothek super spannend und im Großen und Ganzen, bis auf ein paar kleine Logiklöcher, die bei mir Fragen aufgeworfen haben, auch echt gut umgesetzt. Welche Logiklöcher ich meine, kann ich nur leider nicht erwähnen, weil ich den Aufbau und die Bedeutung dieser Einrichtung nicht spoilern möchte. Auch alles rund um die Mondia war super erzählt und die Rettungsaktion, welche Remy und Sim zwangsläufig näher zusammenführt, echt spannend und voller Abenteuer, die sogar über die Grenzen von Paris und Frankreich hinausreichen. Schön fand ich auch die Auswahl an besonderen Fähigkeiten, welche die beiden Protagonisten besitzen, denn diese sind nicht nullachtfünfzehn, sondern angepasst an die Bedeutung dieser Figuren. Dazu kommen noch richtig süße familiäre und freundschaftliche Beziehungen. Außerdem gibt es, wie schon erwähnt, noch eine kleine Liebesgeschichte, welche aber sehr zart ist und bei der auch auf jede sexuelle Handlung verzichtet wurde. Dafür gibt es aber einige etwas brutalere Szenen, welche jedoch noch im Maß gehalten wurden. So ist das Buch auch für jüngere Leser durchaus geeignet. Richtig fies ist bei diesem Buch allerdings der riesige Cliffhanger am Ende, welcher nicht nur neugierig auf die Fortsetzung macht, sondern richtig frustrierend ist.

Die Charaktere mochte ich in diesem Buch ebenfalls richtig sehr, denn die beiden Protagonisten sind keine Helden im eigentlichen Sinne, sondern müssen einfach handeln. Dabei sind sie verletzlich, haben auch mal im richtigen Moment Angst oder Zweifel. Gerade Remy macht sich richtig gut, denn sie wird in eine völlig neue Welt geworfen und muss sich dort beinahe sofort zurechtfinden. Ihre Reaktion darauf war absolut nachvollziehbar und überhaupt fand ich sie toll geschrieben. Gleichzeitig fand ich auch Sim richtig toll, menschlich und liebenswert. Die ganzen Weltenschreiber sind auch super geschrieben, ebenso die Antagonisten, von denen es gleich eine ganze Organisation gibt. 

Alles in allem war dieses Buch einfach nur großartig. Die Geschichte war mal etwas anderes, super spannend und richtig schön und flüssig geschrieben. Ebenso waren die Charaktere durchweg gut und nachvollziehbar gezeichnet. Nun hoffe ich nur noch, dass der zweite Band der Dilogie so schnell wie möglich erscheinen wird.