Samstag, 5. Oktober 2024

„Tildas Tage sind strikt durchgetaktet: studieren, an der Supermarktkasse sitzen, sich um ihre kleine Schwester Ida kümmern und an schlechten Tagen auch um die Mutter. Zu dritt wohnen sie im traurigsten Haus der Fröhlichstraße in einer Kleinstadt, die Tilda hasst. Ihre Freunde sind längst weg, leben in Amsterdam oder Berlin, nur Tilda ist geblieben. Denn irgendjemand muss für Ida da sein, Geld verdienen, die Verantwortung tragen. Nennenswerte Väter gibt es keine, die Mutter ist alkoholabhängig. Eines Tages aber geraten die Dinge in Bewegung: Tilda bekommt eine Promotion in Berlin in Aussicht gestellt, und es blitzt eine Zukunft auf, die Freiheit verspricht. Und Viktor taucht auf, der große Bruder von Ivan, mit dem Tilda früher befreundet war. Viktor, der genau wie sie immer 22 Bahnen schwimmt. Doch als Tilda schon beinahe glaubt, es könnte alles gut werden, gerät die Situation zu Hause vollends außer Kontrolle."

- Beschreibung des Verlags -

Irgendwie gelange ich an solche Bücher immer nur durch Zufall und so war es natürlich auch hier, nicht ahnend, was für eine tolle und gleichzeitig melancholische Geschichte dahinter steckt.

Caroline Wahl hat nämlich eine Geschichte geschrieben, die mich wirklich berührt hat, die sehr realistisch wirkt und obwohl sie eher ruhig ist, doch so viel zwischen den Zeilen erzählt. Tilda und Ida sind nämlich sehr einsame Menschen, die sich aber auch irgendwie mit dieser Einsamkeit arrangiert haben. Gleichzeitig merkt man Tilda an, dass sie mehr will, dass sie nicht glücklich ist und doch ihr eigenes Leben hinten anstellt, um für Ida da zu sein, was ihre Mutter nicht kann. Als dann das Angebot für die Promotion kommt, ist das für Tilda die Chance und trotzdem ist da ihre kleine Schwester, die sich bisher immer auf sie verlassen konnte. Ist Ida bereit, sich dem Leben ohne die Unterstützung ihrer großen Schwester zu stellen? Und mit einer Mutter, die viel zu viel mit sich selbst zu tun hat, als eine richtige Mutter sein zu können? Und dann ist da ja auch noch Viktor, der ebenfalls sein Päckchen zu tragen hat und mit dem sich für Tilda eine sanfte, fast schon unschuldige Liebesgeschichte entspinnt. 

Dazu kommen die wirklich lebendig und realitätsnah geschriebenen Charaktere, mit denen ich richtig gut mitfühlen konnte. Gerade Tilda und Ida haben mich sehr für sich einnehmen können. Tilda, die verantwortungsvolle große Schwester, die ihr eigenes Leben der Sorge um ihre kleine Schwester unterordnet. Sie ist recht nüchtern und resigniert und ganz anders als andere Frauen in ihrem Alter. Ida ist sehr schüchtern und zurückgezogen, eine Einzelgängerin, Dafür malt sie mit Leidenschaft und drückt so ihre Gefühle aus. Sie beide machen im Laufe der Geschichte eine großartige Entwicklung durch, was für sie auch sehr wichtig ist. Victor ist für Tilda ein Segen. Mit seiner ruhigen Art, gibt er ihr Sicherheit, wo sie sonst keine findet und ist gleichzeitig auch für Ida da. Im Gegensatz dazu ist Tildas und Idas Mutter einfach nur bedauernswert. Sie ist durch ihre Alkoholsucht selbstsüchtig, verantwortungslos und unbeständig geworden. Und auch, wenn sie krank ist, so hat sie mich ganz oft wütend gemacht.

Alles in allem kann ich sagen, dass mich dieses Buch positiv überrascht hat, da es auf wenigen Seiten viel Inhalt zu bieten und die Geschichte von Tilda und Ida mich wirklich sehr berührt hat. Dennoch muss ich auch sagen, dass mich der recht einfache Schreibstil gerade dann gestört hat, wenn es zur wörtlichen Rede kam, denn diese ist ebenso schlicht und hat mir absolut nicht gefallen. Ansonsten ließ sich das Buch aber gut weglesen und auch als Hörbuch ist es wirklich gut vertont. 

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