„Es kann schon mal vorkommen, dass ich in einem fremden Bett aufwache, neben
einer Frau, an deren Namen ich mich nur vage erinnere.
Aber noch nie bin ich unter meinem eigenen Bett wach geworden, mit einer
Gedächtnislücke so groß wie der Grand Canyon!
Doch damit fingen meine Probleme erst an.
Ich bin Damien, das schwarze Schaf einer alteingesessenen adligen Familie, und
ich komme zurecht, vielen Dank. Ich jobbe nachts in einem Callcenter, lebe in
einer WG mit einem Verschwörungstheoretiker und stelle seit Kurzem
beunruhigende Veränderungen an mir fest.
Als wäre das noch nicht genug, muss ich mich jetzt auch noch mit Agnetha
herumschlagen, einer hübschen, aber überaus sturköpfigen rothaarigen Frau, die
unbedingt ihre neugierige Nase in meine Angelegenheiten stecken will. Sie ist
der festen Überzeugung, dass ich Teil einer uralten, dunklen Bedrohung bin,
die unerkannt in den Schatten unserer Stadt lauert …
und dass bald etwas sehr Schlimmes geschehen wird.“
- Beschreibung Amazon -
Selten hat mich ein Buch so sehr zwiegespalten zurückgelassen, wie dieses hier
und dabei wollte ich es einfach nur mögen, denn eigentlich liebe ich gut
gemachte Vampirromane. Doch leider war dieser hier nicht ganz so gut gemacht
und es gab einige Dinge, die mich echt genervt haben.
Zwar bin ich gleich in die Geschichte hineingekommen, dennoch hat sich das
Buch gerade bis etwa zur Hälfte extrem gezogen und auch danach gab es, bis auf
zwischendrin vielleicht um die einhundert Seiten, nicht allzu viel Spannung.
Dabei fand ich zwar schön, dass man erst einmal Damien und Agnetha ausführlich
vorgestellt bekommt, aber das Ganze hätte auch viel spannender gestaltet
werden können. Außerdem fühlte sich die Geschichte für mich recht
zusammengewürfelt an, als hätte die Autorin sich das aus ihrer Sicht Beste aus
allen möglichen Vampirgeschichten herausgesucht und zu einer eigenen
Geschichte verwoben, wodurch es zu einigen Klischees kam, die manchmal schon
etwas zu offensichtlich waren. Dazu kam das ganze politische Thema, welches
ebenfalls manchmal schon sehr plakativ wirkte. Vampirnazis? Nazivampire?
Wirklich? Und dann war da noch die Liebesgeschichte zwischen Agnetha und
Damien, die an sich gut geschrieben war, aber warum bitte haben die beiden
selbst in den gefährlichsten Situation nur das Eine im Kopf? Nichts gegen die
prickelnden Sexszenen, denn die waren wirklich gut geschrieben, aber
zwischendurch, wenn sich einfach mal wieder etwas zusammenzog, wirkte das dann
doch etwas lächerlich. Überhaupt wirkte die Geschichte auf mich schon
teilweise sehr satirisch und dennoch hat sie mich, obwohl ich oftmals nur mit
dem Kopf schütteln konnte, auch irgendwie unterhalten.
Auch die Charaktere haben mich etwas ratlos zurückgelassen. Damien ist ein
ganz normaler Kerl, der einer der Guten ist und sich erst einmal an sein neues
Dasein gewöhnen muss, aber bis er es endlich mal kapiert hatte, ist gefühlt
bereits das halbe Buch zu Ende gewesen. Ebenfalls hat mich sein ewiges
Gejammer und Selbstmitleid echt genervt. Und dennoch mochte ich ihn eigentlich
ganz gern. Genauso ging es mir mit der toughen Agnetha, die eine große Klappe
hat, für mich persönlich aber zu gewollt feministisch geschrieben wurde. Wieso
ich die beiden dann aber doch ins Herz geschlossen habe, weiß ich auch nicht
so recht. Bei den Wildlingen hingegen ging es mir anders, denn diese fand ich
klasse, ebenso die echt bösartigen von Baros, die recht überzeugend
geschrieben waren. Lennart hingegen ist der typische, nerdige beste Freund,
der etwas hyperaktive Durchblicker, den ich am liebsten mochte, auch, wenn er
ein laufendes Klischee ist.
Alles in allem bekommt man hier einen romantischen, teilweise spicy Urban
Fantasy Roman mit fast siebenhundert Seiten, dem sicherlich zweihundert Seiten
weniger und dafür eine straffere und ernstzunehmendere Geschichte wirklich
gutgetan hätte. Genauso muss ich das wirklich schlechte Lektorat beanstanden,
denn es gibt einige Rechtschreib- und Grammatikfehler, die man nicht so leicht
überliest. Dafür muss ich der Autorin aber zugutehalten, dass sie einen
wirklich bildlichen und flüssigen Schreibstil hat, der sich gut lesen ließ.
Außerdem gab es einige echt coole Dialoge, blöde, aber lustige Sprüche und
viel Sarkasmus, wenn auch nicht unbedingt immer im richtigen Moment. Und auch
die Innengestaltung des Buches, mit den vielen Bildern, fand ich toll, ebenso
die Übersicht über die verschiedenen Charaktere und eine Playlist ist immer
gut. Dafür ist die Qualität des Buches selbst nicht so toll, denn dieses
knickt wirklich schnell und die Folie löst sich vom Cover, aber das liegt,
denke ich mal, an der Druckerei. Bleibt mir also nur noch zu sagen, dass ich
mir etwas mehr von diesem Buch erwartet habe, aber dennoch gut unterhalten
wurde, wenn auch nicht so, wie ich es erwartet hätte.

