Dienstag, 2. Dezember 2025

„Eigentlich war die Kreuzfahrt eine großartige Idee: Während Liv und Nora mit ihren jeweiligen Ehemännern entspannen, toben sich die vier Kinder, zwischen acht und elf Jahren, im Kids-Club aus. Doch was bei einem Ausflug an Land passiert, ist der Albtraum so ziemlich jeder Familie: Wegen eines Moments der Unachtsamkeit der Mütter sind die Kinder plötzlich verschwunden. Während die Eltern zunächst sich selbst und dann sich gegenseitig beschuldigen, geht es bei den Kindern ums blanke Überleben.“

- Beschreibung des Verlags -

Ich muss sagen, ich kann nicht so recht verstehen, warum dieses Buch doch ziemlich viele eher negative bis mittelmäßige Bewertungen bekommen hat, denn ich fand es, wenn auch nicht perfekt, dennoch durchaus gut und auf jeden Fall unterhaltsam. Teilweise war es sogar relativ tiefgründig, was man aber eventuell nur versteht, wenn man selbst Kinder hat.

Vor allem fand ich richtig toll, dass man einen guten Einblick in alle wichtigen Charaktere und auch deren bisheriges Leben bekommt, denn die Kapitel wechseln immer wieder zwischen den verschiedenen Perspektiven hin und her und es gibt immer wieder einen Blick in die Vergangenheit der jeweiligen Figur, um die es gerade geht. Daher weiß man als Leser auch immer, was gerade mit den Kindern geschieht, was zwar ein bisschen von der Spannung nimmt, welche die Eltern erleben, aber dennoch blieb die ganze Geschichte zumindest für mich spannend genug. Schon allein dadurch, dass man nicht so richtig weiß, was als Nächstes kommt, und es gab wirklich einige Wendungen, blieb es wirklich packend. Ebenfalls fand ich gut, dass sich die Geschichte mal mit Themen wie Mutterschaft beschäftigt, mit Verantwortung und mit den typischen Ängsten, die hier natürlich durch das Verschwinden der Kinder auf die Spitze getrieben wird. Aber auch um Kinder auf der Flucht geht es nebenbei. Dabei handelt es sich bei diesem Roman, anders, als ich gedacht hatte, nicht um einen Thriller, sondern um einen typischen Gegenwartsroman, auch, wenn es ein paar Aspekte gibt, die wirklich nicht leicht zu verdauen und krass waren. Diesbezüglich muss ich auch darauf hinweisen, dass es in diesem Buch eine Szene mit einer Vergewaltigung an einem Kind gibt und auch Mord wird thematisiert. Wer damit nicht umgehen kann, sollte dieses Buch wirklich nicht lesen. 

Was die Charaktere angeht, so gibt es hier gleich drei Familien mit je zwei Kindern und noch einige Nebenfiguren, die mehr oder weniger wichtig sind. Dennoch konnte ich nur am Anfang noch die Kinder nicht immer gleich zuordnen, was aber mit der Zeit besser wurde. Mit den anderen Charakteren hatte ich gar keine Probleme. Ansonsten sind die Figuren größtenteils typische, gut situierte Amerikaner, die hier mit der traurigen, tragischen Realität konfrontiert werden. Ans Herz gewachsen sind sie mir dabei zwar nicht, aber ich fand sie dennoch gut geschrieben. Genauso muss ich sagen, sind die Kinder echt gut gezeichnet, alle mit eigenen Besonderheiten, nicht immer wahnsinnig sympathisch, aber dennoch lebendig. Am meisten ist mir aber die kleine Noemi ans Herz gewachsen, die eigentlich eher zufällig in die ganze Sache mit hineingezogen wird.

Alles in allem fand ich dieses Buch wirklich gut und flüssig geschrieben, die Geschichte durchaus spannend und unterhaltsam, manchmal mit dem Finger auf dem wunden Punkt der Gesellschaft, teilweise sogar echt böse, aber trotzdem auch irgendwie nicht realistisch genug, um sich damit selbst zu geißeln. Hier finde ich diesen letzten Punkt sogar richtig passend und deshalb kann ich es auch durchaus weiterempfehlen. 

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