Sonntag, 28. März 2021


„Nach einem Drohnenkrieg hat sich Amerika in einen postapokalyptischen Friedhof verwandelt: Wie fremdgesteuert streifen die Menschen durch ein zerfallendes Land. Und während die alte Welt stirbt, erhebt sich etwas Neues aus den Ruinen, das noch keinen Namen hat.

Mitten durch das Chaos bahnt sich eine junge Frau mit ihrem Roboter einen Weg nach Westen. Sie will zu ihrem Bruder, der in einem kleinen Nest am Pazifischen Ozean hilflos an das Virtual-Reality-Netz angeschlossen ist, das sich wie eine Seuche ausgebreitet hat und die Menschen versklavt. Sie unternimmt eine einsame Reise durch die Überreste unserer Zivilisation.“

- Beschreibung des Verlags -

Schon lange bin ich um die Bücher von Simon Stålenhag herumgeschlichen, aber da sie nicht besonders günstig sind, fiel mir die Entscheidung nicht leicht, obwohl mich seine Zeichnungen wahnsinnig interessiert haben. Nun endlich musste ich aber zumindest dieses Buch haben und konnte mich auch nicht mehr zurückhalten, es gleich zu lesen. Ich kann nur sagen, dass dem Autor und Künstler hiermit ein wahres Meisterwerk gelungen ist, zumindest was die Bilder angeht. Aber auch die Geschichte ist wirklich gut und schnell gelesen.

Dabei ist der Schreibstil des Autors im Großen und Ganzen ziemlich einfach gehalten und gut verständlich, wobei es aber auch hier und da Texte gibt, die recht tiefgründig und wissenschaftlich geschrieben sind. 

Die großartigen, fotorealistischen Bilder sprechen eigentlich schon für sich, sie sind düster, morbide, zum Teil ein bissen gruselig und irgendwie auch melancholisch, wobei sich der Autor ganz oft dunkle Farben zu Nutze gemacht hat. Doch selbst, wenn die Bilder recht freundlich und hell gehalten sind, strahlen sie eine gewisse Trübsal aus.

Dazu passt dann auch die Geschichte, deren Inhalt eher wie Tagebucheinträge wirkt. Darin erzählt die Protagonistin, welche Michelle heißt, wie man im Laufe der Handlung erfährt, von ihrer Reise durch die zerstörte, irgendwie ausgeartete Zivilisation. Mehr noch erfährt man aber von ihrer persönlichen Vergangenheit, vom Krieg, von Familie oder so ähnlich und der Übernahme durch eine hochentwickelte Technologie, welche die Menschheit mehr und mehr zerstört. Dies alles klingt nach einem einfachen Science-Fiction Roman, wie man ihn schon oft gelesen hat, ist es aber überhaupt nicht, denn diese Geschichte wirkt, zusammen mit den beeindruckenden Bildern, einfach wahnsinnig realistisch und beklemmend. Sie ist auf besondere Weise emotional und verstörend und  regt zum Nachdenken an, wenn man sich die Zeit nimmt, ein bisschen zwischen den Zeilen zu lesen. Denn der wahre Schrecken steckt irgendwo dort. Leider kam das Ende dann aber ein bisschen zu abrupt und die Geschichte blieb offen. Ebenso hat mir teilweise hier und da auch der Bezug zu den Bildern gefehlt. Dennoch ist die Geschichte einfach super und man denkt noch lange darüber nach. 

Und auch die Charaktere haben mir gut gefallen, obwohl man ja eigentlich nur die Protagonistin direkt begleitet. Diese agiert auch nicht viel, fährt mit dem Auto durch die Gegend und unterhält sich hier und da mit ihrem Begleiter, der selbst nicht sprechen kann. Aber das passt einfach perfekt. Mehr braucht das Buch nicht, denn vielmehr unterstützt die recht schlicht gehaltene Charakterbildung noch die Atmosphäre des ganzen Buches. Dafür fand ich die Nebencharaktere, welche auch nur nebenbei erwähnt wurden, um Michelles Geschichte zu erzählen, richtig gelungen, denn gerade die Stiefeltern sind Teil des Untergangs der Zivilisation.

Alles in allem ist dieses Buch ein Gesamtkunstwerk, welches man nicht einfach nur liest und dann im Regal verstauben lässt. Vielmehr ist es ein Buch, welches man immer wieder zur Hand nimmt, weil schon allein die Bilder in ihren Bann zu ziehen wissen. Für alle Fans von morbider, fotorealistischer Kunst im Genre Science Fiction ist dieses Buch sicherlich ein absolutes Highlight, weshalb ich nur weiterempfehlen kann.

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