Freitag, 1. März 2024

„Im Januar 2003 fand Anne Berests Mutter unter den Neujahrswünschen eine verstörende Postkarte mit nichts als den Namen ihrer vier Angehörigen, die in Auschwitz ermordet wurden; ohne Absender, ohne Unterschrift. Anne fragt nach und die Mutter erzählt ihr die tragische Geschichte der Familie Rabinovitch. Aber erst als ihre kleine Tochter in der Schule Antisemitismus erfährt, beschließt Anne, der Sache wirklich auf den Grund zu gehen. Mithilfe eines Privatdetektivs und eines Kriminologen recherchiert sie in alle erdenklichen Richtungen. Das Ergebnis ist dieser Ausnahmeroman. Er zeichnet nicht nur den ungewöhnlichen Weg der Familie nach, sondern fragt auch, ob es gelingen kann, in unserer Zeit als Jüdin ein „ganz normales“ Leben zu führen.“

- Beschreibung des Verlags -

Viele Bücher gibt es über den Nationalsozialismus und Antisemitismus und ich würde behaupten, dieses ist eines der richtig guten Exemplare, denn hier erzählt die Autorin mit einem grandiosen, niveauvollen Schreibstil über die Recherche zu ihrer eigenen Familie, ausgehend von den Urgroßeltern mütterlicherseits. Dabei kommen aber auch alle anderen wichtigen Figuren nicht zu kurz, die in irgendeiner Weise mit der Familie zu tun hatten. 

Schön finde ich hieran, dass die Autorin immer wieder Bezug auf die Recherchen ihrer Mutter, einer recht kauzig wirkenden, Kette rauchenden, älteren Dame, nimmt. Sie kann ihr bereits einiges über ihre Angehörigen erzählen und so bekommt man dadurch bereits die Anfänge der Familie Rabinovitch, ihr Leben und Sterben auf ausführliche Weise erzählt. Aber auch ihre eigenen Recherchen im Laufe der Geschichte sind sehr aufschlussreich. Was dabei herauskommt, ist oftmals grausam und verstörend, aber leider bittere Realität. Andererseits erzählt sie aber auch von schönen Momenten, von einer liebevollen Familie und auch über das Leben ihrer Großmutter, nachdem alle anderen ihr Ende gefunden hatten. Ebenfalls habe ich bewundert, wie die Autorin selbst damit umgeht, Jüdin zu sein, dass sie nicht verbittert wirkt, sondern eher immer wieder hinterfragt und ihre ganze Kraft dahinein legt, den Verfasser der Postkarte zu finden. 

Das Einzige, was an diesem Roman etwas schwierig für mich war, war die extreme Liebe zum Detail und dass er sich dadurch teilweise etwas gezogen hat. Manches hätte sicher kürzer erzählt werden können und auch die vielen Namen und verschiedenen Figuren waren nicht ganz so leicht auseinanderzuhalten. Trotzdem denke ich, dass dies alles auch so sein musste.

Letztendlich bekommt man hier einen sehr gut geschriebenen, autobiografischen Roman über eine jüdische Familie in Zeiten des Nationalsozialismus und auch noch darüber hinaus. Dieser beschönigt nichts und bleibt sachlich. Zudem wurde er von Simone Kabst richtig toll als Hörbuch vertont.

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