Donnerstag, 15. Februar 2018


Es ist das frühe neunzehnte Jahrhundert, als das Bauernmädchen Mary von ihren nicht sehr liebevollen Eltern zum Dorfpfarrer geschickt wird, um sich dort um dessen kranke Frau zu kümmern. Diese schließt das schwer arbeitende, ehrliche Mädchen sofort in ihr Herz. Als die Frau des Pfarrers jedoch stirbt, bleibt Mary mit dem Pfarrer allein und es ändert sich alles. Im ersten Moment ist der Schreibstil in diesem Buch etwas gewöhnungsbedürftig, denn dieser ist sehr simpel und ohne jede wörtliche Rede geschrieben. Umso weiter man allerdings in die Geschichte eintaucht, desto mehr wird klar, wie gut dieser Schreibstil zum Roman passt. Denn hier erzählt Mary, die keinerlei Bildung hat, ihre eigene Geschichte in ihren eigenen, einfachen Worten. Er ist also im Nachhinein betrachtet, einfach perfekt.

Die Handlung beginnt eher ruhig und wird auch bis zum Ende nicht sonderlich spannend. Dafür ist sie aber sehr sensibel und richtig packend geschrieben. Obwohl anfangs nicht viel passierte, konnte ich nicht aufhören zu lesen, denn Marys Erlebnisse haben mich einfach mitgerissen und ich wollte unbedingt wissen, wie es mit ihr weiter geht. Dennoch muss ich sagen, dass die Geschichte sehr vorhersehbar ist. Nachdem man den Klappentext des Buches gelesen hat, kann man sich das Ende schon denken und so kam es dann auch. Trotzdem gab es doch noch eine kleine Überraschung, die mich tatsächlich zerstört und mit einem schweren Herzen zurückgelassen hat. Außerdem mochte ich die Atmosphäre des Buches und das sehr bildliche Setting, welches mich direkt in die Story hineingezogen hat.

Ebenfalls fand ich die Charakterzeichnung sehr gelungen, auch wenn circa die Hälfte der auftretenden Personen eher unsympathisch war. Alle hatten das gewisse Etwas, waren authentisch und überzeugend. Im Mittelpunkt steht allerdings ohne jede Konkurrenz Mary, dieses ungestüme, offene und trotz aller Widrigkeiten immer fröhliche Mädchen, welches sich nicht unterkriegen lässt. Ich will ehrlich sein. Am Anfang hatte ich noch meine Probleme mit ihrer Offenheit, die manchmal auch etwas frech rüber kam. Doch von Seite zu Seite habe ich sie immer mehr in mein Herz geschlossen und ich wage zu behaupten, dass es selten solch außergewöhnliche Buchcharaktere wie sie gibt.

Für mich gehört dieser Roman auf jeden Fall zu denen, die man gelesen haben sollte. Er ist bewegend, aber ohne jede Sentimentalität geschrieben, nimmt den Leser jedoch von der ersten Seite an mit. Wen Marys Schicksal kalt lässt, dem ist meiner Meinung nach eindeutig nicht mehr zu helfen.

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