Freitag, 22. Juni 2018


Als Annas Opa Otto ins Altenpflegeheim kommt, begegnet sie dort dem Praktikanten Elias und ist sofort hin und weg von ihm. Bald schon keimt zwischen den beiden eine zarte Liebe auf, die allerdings von Vorurteilen und Missverständnissen geprägt wird. Denn Annas deutschen Opa und Elias jüdische Oma verbindet eine gemeinsame, feindliche Vergangenheit.

Einen lieben Dank noch einmal an Luzia Sommer, dass sie mir dieses Leseexemplar für eine Leserunde auf Lovelybooks zur Verfügung gestellt hat, auch wenn es mich nicht so ganz überzeugen konnte.

Aber erst einmal zum Schreibstil. Dieser ist recht schlicht und umgangssprachlich gehalten, lässt sich aber recht gut und schnell lesen. Außerdem passt er zum Genre. Das Einzige, womit ich mich nicht so richtig anfreunden konnte, ist die Tatsache, dass sämtliche Personen mit Vornamen genannt werden. Da ist Annas Mutter nicht „Annas Mutter“ sondern Petra und Elias Oma nicht „Elias Oma“ sondern Ruth. Das habe ich so noch nicht gelesen und ist für mich auch unüblich. Außerdem sind mir hier und da ein paar Fehler in Rechtschreibung und Grammatik aufgefallen, die doch ein bisschen zu offensichtlich waren, um sie nicht zu erwähnen.

Die Geschichte an sich fand ich von Anfang an sehr einnehmend und auch vom Thema her sehr interessant. Leider ist sie dann aber an manchen Stellen zu politisch geworden. Dafür hat ihr aber eine gewisse Tiefe gefehlt. Nicht nur, dass sich die Liebesgeschichte gar nicht richtig entwickeln konnte, sie hatte für mich auch nicht besonders viel von dem angepriesenen „Romeo und Julia“-Thema. Es gab zwar die verfeindeten Familien und man erfährt auch, warum sie verfeindet sind, aber dabei fehlten sämtliche Emotionen, von Liebe zwischen den Protagonisten war nichts zu spüren und auch der Konflikt war eher ein kindisches Hin und Her. Als dann auch noch in der gegenwärtigen Geschichte Neonazis und Elias jüdische Mutter aufeinander trafen, war es für mich vorbei. Allerdings muss ich der Autorin groß anrechnen, dass man auf jeden Fall merkt, dass ihr das Thema in ihrer Geschichte sehr am Herzen liegt und sie sich damit auch reichlich auseinander gesetzt hat. Und auch das Ende hat mir recht gut gefallen, wenn auch mit einem solchen Ausgang der Geschichte in etwa zu rechnen war.

Ebenfalls was die Charaktere angeht, so war ich ein bisschen hin und her gerissen. Einerseits fand ich sie allesamt auf ihre Art und Weise recht gelungen, auf der anderen Seite haben sich sowohl die Protagonisten, als auch ihre Großeltern an manchen Stellen extrem kindisch benommen. Gerade Annas Verhalten konnte ich manchmal so gar nicht nachvollziehen und auch Elias Starrköpfigkeit ging mir gegen den Strich. Andererseits waren mir die beiden aber auch sehr sympathisch. Anna ist ein typischer Teenager, der nicht wirklich mit seinem Leben zufrieden ist, weil sie es für langweilig hält, hat aber irgendwie auch Mumm und steht für sich und ihre Familie ein. Elias hingegen wirkt eher ruhig und auch schon ein bisschen erwachsener. Dennoch benehmen sie sich beide wie typische 16-Jährige und das war schon manchmal echt anstrengend zu lesen.

Für mich war dieses Buch auf jeden Fall eine Erfahrung. Es hatte seine guten, aber auch seine schlechten Seiten. Dabei hat mich leider am meisten gestört, dass man dem Werk anmerkt, dass es nicht ganz ausgereift ist. Außerdem scheinen sowohl Korrektorat als auch Lektorat zu fehlen, was extrem auffällt. Dafür muss ich aber auch sagen, dass es mich sehr gut unterhalten konnte, schnell zu lesen war und ein sehr interessantes Thema hatte. Für einen Debütroman, der selbst veröffentlicht wurde, ist er nicht schlecht, hat aber ganz sicher noch einiges Potential nach oben.

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