Samstag, 21. Dezember 2019


Als Charlie Lewis vor der Entscheidung steht, ob er seine erste große Liebe Fran wiedersehen will, erinnert er sich an diesen einen prägenden Sommer nach den letzten Prüfungen. Den Sommer, in dem er sie das erste Mal traf, sich Hals über Kopf in sie verliebte und in dem er vom Jungen zum Mann wurde.

Dieses Buch habe ich von der Plattform Vorablesen als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen. Ein großes Dankeschön dafür.

Der neue Roman von David Nicholls ist eine Wucht. Er ist keiner dieser Romane, die sich einfach mal schnell weg lesen lassen, aber dafür auch einer, dessen Geschichte in Erinnerung bleibt und doch hat sie sich meiner Meinung nach hier und da ein bisschen zu sehr gezogen. 

Was bei diesem Buch gleich auffällt, ist der grandiose, sprachgewaltige Schreibstil. Dieser ist einerseits sehr beschreibend und poetisch, andererseits aber dennoch leicht, wenn auch nicht sehr schnell, zu lesen. Und obwohl die Geschichte, bis auf wenige Szenen, eher ruhig ist, wurde sie dennoch so packend geschrieben, dass sie mich auf gewisse Weise in ihren Bann ziehen konnte.

Ansonsten ist auch der Aufbau der Handlung recht interessant. So bekommt man die Erlebnisse des jungen Protagonisten von vor zwanzig Jahren aus heutiger Sicht erzählt, wobei aber das Heute gar keine große Rolle spielt. Vielmehr steht die Liebesgeschichte zwischen ihm und Fran, die sich eher gemächlich entwickelt, im Mittelpunkt und selbst das nur zu einem relativ kleinen Teil. Denn im Grunde erlebt man diesen einen Sommer 1997 in seinen ganzen Einzelheiten. Es geht um Charlies Gefühle, Familie, Freunde und Liebe, um den Schulabschluss und eine Theateraufführung und vor allem geht es um seine ganz persönliche Entwicklung vom Jungen zum Mann. Unterstrichen wird dies alles durch Musik und durch die tollen, bildlichen Beschreibungen des Autors. Dabei wird er zwar emotional, aber nicht zu sentimental, es gibt weder übertriebene Romantik, noch wahnsinnig anrührende Momente. Und doch wusste die Geschichte, sich in mein Herz zu graben und ich fand sie auf ihre Weise sehr interessant und unterhaltsam. Allerdings gab es auch ein Manko, denn manchmal hat der Autor ein kleines bisschen über die Strenge geschlagen, wodurch es hier und da ein paar Längen gibt.

Auch die Charaktere mochte ich von der Art her, wie sie geschrieben wurden. Nein, sie waren mir nicht alle wahnsinnig sympathisch und doch, Nicholls hat es geschafft, sie lebendig werden zu lassen und mir näher zu bringen. Gerade Charlie, der eigentlich ein Niemand ist, weder ein Verlierer, noch ein Gewinner, der nicht hübsch ist und auch nicht hässlich, wird mir wohl noch lange in Erinnerung bleiben, weil er einfach eindrucksvoll beschrieben wurde.

Schlussendlich kann ich nur sagen, dass „Sweet Sorrow“ kein romantischer Liebesroman ist, sondern die Geschichte eines Sommers, in dem ein Junge die erste Liebe kennenlernt und erwachsen wird. Diese hat der Autor auf eine ruhige, tiefgründige und einprägsame Weise umgesetzt, die auf jeden Fall zu unterhalten weiß, aber auch die Geduld des Lesers fordert.

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