Montag, 7. Dezember 2020

 

„Keiko Furukura ist anders. Gefühle sind ihr fremd, das Verhalten ihrer Mitmenschen irritiert sie meist. Um nirgendwo anzuecken, bleibt sie für sich. Als sie jedoch auf dem Rückweg von der Uni auf einen neu eröffneten Supermarkt stößt, einen sogenannten Konbini, beschließt sie, dort als Aushilfe anzufangen. Man bringt ihr den richtigen Gesichtsausdruck, das richtige Lächeln, die richtige Art zu sprechen bei. Keikos Welt schrumpft endlich auf ein für sie erträgliches Maß zusammen, sie verschmilzt geradezu mit den Gepflogenheiten des Konbini. Doch dann fängt Shiraha dort an, ein zynischer junger Mann, der sich sämtlichen Regeln widersetzt. Keikos mühsam aufgebautes Lebenssystem gerät ins Wanken. Und ehe sie sichs versieht, hat sie ebendiesen Mann in ihrer Badewanne sitzen. Tag und Nacht.“

- Beschreibung des Verlags -

Niemals hätte ich gedacht, dass ich jemals ein Buch dieser Autorin lesen würde, doch dann hat Padi von Youtube so sehr davon geschwärmt, dass ich es unbedingt auch lesen beziehungsweise hören wollte. Ich kann nur sagen, dass es sich auf jeden Fall gelohnt hat, denn diese Geschichte ist ganz gewiss wieder einmal etwas ganz anderes.

Schon der Schreibstil der Autorin ist einzigartig, relativ nüchtern, emotionslos und leicht verständlich, aber in keinster Weise langweilig. Vielmehr passt er einfach perfekt zur Geschichte und auch zur etwas andersartigen Protagonistin Keiko. Zudem hat auch die Sprecherin des Hörbuchs ihren Job wirklich toll gemacht.

Genauso ist auch die Geschichte eher nüchtern, fast schon ruhig und doch auf eine sehr eigene Art sehr interessant und, wenn man sie aus dem richtigen Blickwinkel betrachtet, sogar ein Stück weit dramatisch. So werden hier die gesellschaftlichen Normen Japans mal mit Witz und mal mit einem eher ernsten Unterton unter die Lupe genommen und die Protagonistin Keiko ist ein Beispiel dafür, wie es ist, anders zu sein und nicht in eine bestimmte Schublade zu passen. Anhand ihrer Geschichte zeigt die Autorin auf, wie schwer es ist, sich im japanischen System zu integrieren und dass hinter der bunten Seite Japans, die Außenstehende in den Medien zu sehen bekommen, viel mehr steckt. Das alles tut sie aber auf eine sehr subtile Weise, mit ihren Charakteren als Sprachrohr, sehr geschickt und doch eingängig. Auf jeden Fall habe ich mit dieser Geschichte einen guten Einblick in Japans Gesellschaftsnormen bekommen und wurde zudem gut unterhalten. Dennoch sollte man mit den Eigenarten der Geschichte klar kommen. Das Ende fand ich aber leider ein bisschen komisch.

Und auch die Charaktere hier sind anders, ich würde sagen besonders. Keiko scheint keinerlei Empathie zu empfinden, handelt eher spontan und hat ein recht monotones Leben. Auf mich wirkte sie autistisch, auch wenn ich mich damit nicht besonders gut auskenne und auch nie ein solcher Begriff im Laufe der Geschichte fällt. Dennoch hat sie viele Anzeichen einer Person mit zwischenmenschlicher Störung. Sie findet ihre Bestimmung in den Regeln des Konbini, während sie in der Welt außerhalb verloren scheint. Ihr gegenüber steht Shiraha, ein sehr ungehobelter Typ, der seine Meinungen laut hinausschreit, aber genauso seine Probleme mit der Gesellschaft hat. Hinter den beiden rücken die wenigen Nebencharaktere sehr in den Hintergrund, was aber auch vollkommen angemessen ist.

Insgesamt ist dieser Roman sicher nichts für jedermann, denn so wirklich viel passiert scheinbar nicht. Aber dennoch konnte er mich absolut abholen und ich fand die Geschichte von Keiko und Keiko als Protagonistin selbst, sehr interessant.


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