Als erstes möchte ich dem Autoren und meinen Mitlesern ein großes Dankeschön für diese tolle und aufschlussreiche Leserunde aussprechen und Yves natürlich für die Bereitstellung des Leseexemplars und seine lieben Antworten auf Fragen, Kritik und Anregungen.
„Eine geheimnisvolle, wie auf ihn zugeschnittene Zeitungsanzeige. Eine Reise
um die halbe Welt, ohne das Ziel zu kennen. Und ein verlassener, dem Verfall
preisgegebener Freizeitpark: Phasenland.
Jean weiß nicht, warum er hierher gebracht wurde oder was von ihm erwartet
wird. Allein das unbestimmte Gefühl, dass ein Aufenthalt in
Phasenland sein festgefahrenes Leben zum Positiven verändern wird,
treibt ihn an.
Inmitten des desolaten Vergnügungsparks stellt Jean sich den in Komplexität
zunehmenden Aufgaben der zwölf Parkabschnitte. Dabei muss er allmählich
erkennen, dass die verfallenen Kulissen, die unfertigen Bauten sowie die
potenziell tödlichen Fahrgeschäfte nicht seine größten Herausforderungen
darstellen.
Denn Phasenland ist nicht ganz so vereinsamt, wie gedacht. Neugierige
Blicke richten sich auf ihn, sowohl wohlwollende als auch hasserfüllte. Doch
wer ist Freund und wer ist Feind? Wer ist Angestellter oder Eindringling?
Mitspieler oder Konkurrent?
Nur widerwillig gibt der Park seine Geheimnisse preis: Land für Land,
Attraktion für Attraktion. Jean muss sich die Frage stellen, ob seine
Anwesenheit dem Zufall geschuldet, oder er Spielfigur in einem ausgeklügelten
Plan ist. Und ist es überhaupt vorgesehen, dass er Phasenland wieder verlässt?“
- Beschreibung Amazon -
Ein großes Abenteuer, ein bisschen Thriller, einiges an Action, aber auch ein wenig Liebe, Mystery und ganz viel Verwirrung, bringt dieser großartige Roman des mir bis dahin unbekannten Autors Yves Gorat Stommel mit sich und ich bin mir fast schon sicher, dass dies nicht mein letzter Roman von ihm gewesen sein wird.
Dabei hat Yves einen recht anspruchsvollen Schreibstil voller tiefgründiger Gedanken, der sich im Großen und Ganzen aber dennoch sehr schnell und einfach lesen lässt. Nur die zahlreichen philosophischen Gespräche, ob nun Monologe oder Dialoge, die ohne Zweifel wichtig für die Geschichte sind, haben hier und da leider ein bisschen meinen Lesefluss gestört. Hier bin ich mir auch sicher, dass ein bisschen weniger manchmal mehr gewesen wäre.
Die Geschichte selbst ist einfach der Hammer, rätselhaft, undurchschaubar und wahnsinnig spannend. Ich wollte einfach immer weiterlesen und konnte das Buch kaum zur Seite legen, wenn es denn dann mal nötig war. Schon allein das Setting des Phasenlandes fand ich sagenhaft und einmal wieder etwas absolut Neues. Dieser mehr oder weniger verlassene Freizeitpark ist mystisch, magisch und birgt einige Geheimnisse in sich, versteckte Orte, gefährliche Attraktionen und eine Menge Lebensweisheiten. Wer hätte das gedacht? Ich nicht! Jedenfalls nicht, als ich mit dem Buch angefangen habe. Aber so habe ich mir einige Entwicklungen vorher nicht denken können und das Buch hat mich in Gefilde geführt, mit denen ich niemals gerechnet hätte, so sehr ich auch von Anfang an wusste, dass hinter Phasenland und der ganzen Geschichte mehr steckt, viel mehr. Dieser anhaltende Überraschungseffekt, der gut gespannte Spannungsbogen und vor allem das gut durchdachte und absolut nicht vorhersehbare Ende der Geschichte haben allein diese schon zu einem Highlight der ganz besonderen Art gemacht.
Und auch die Charaktere in diesem Buch sind gut durchdacht, facettenreich und teilweise undurchschaubar. Der Protagonist Jean wirkt dabei die meiste Zeit, trotz seiner bereits neunundzwanzig Jahre, wie ein flatterhafter, wenig gefestigter Teenager, der noch nicht in seinem Leben angekommen ist und irgendwie auch nichts zu hinterfragen scheint. Dennoch ist er extrem intelligent, macht sich Gedanken über das Leben und über den Tod. Und auch das alles wirkt anfangs noch sehr verwirrend, hat aber einen Grund, der meiner Meinung nach gut nachvollziehbar ist, wenn man sich darauf einlässt. Aber Jean entwickelt sich im Laufe der Geschichte auch weiter, immer den Sinn des Lebens hinterfragend. Dazu sei zu sagen, dass Jean kein Sympathieträger ist, kein Held und vermutlich nicht einmal unbedingt einer, mit dem man befreundet sein möchte, doch genau das macht ihn so interessant und ich habe ihn gern bei seinem Abenteuer begleitet. Ebenso gibt es einige Nebencharaktere, welche alle sehr geheimnisvoll wirken, manchmal nicht ganz nachvollziehbar agieren, die aber allesamt eine wichtige Bedeutung in der Geschichte einnehmen und diese teilweise noch spannender machen.
Insgesamt kann ich sagen, dass ich selten ein Buch gelesen habe, welches mich so gefesselt hat und mich in eine vollkommen andere Welt hineingezogen hat, die gleichzeitig sehr realistisch und surreal wirkt. Man kommt sich vor, wie auf einem Drogentrip und vermutet gleiches auch vom Protagonisten, wird dann aber immer wieder überrascht, in welche Richtung sich die Geschichte tatsächlich entwickelt. Dabei wirkt diese sehr morbide, denn das Vergängliche und der Tod lauern in allen Ecken, ohne sich aber lauthals erkennbar zu geben. Ein großartiger Roman, bei welchem Geschichte und Charaktere den nicht zu einhundert Prozent perfekten Schreibstil mehr als wettmachen und dem ich deshalb einfach nur die volle Punktzahl geben kann.
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