Sonntag, 28. April 2024

„Ildingen, 1950er Jahre. Evelyn Borowski hat alles, was sie sich je erträumt hat: Ein Eigenheim mit Garten, einen fürsorglichen Mann und das lang erwartete Töchterchen Silvia. Trotzdem ist sie nicht glücklich: Sie vermisst ihren Beruf als Ärztin und fühlt sich fremd und allein in dieser süddeutschen Kleinstadt. Betti, Ihre Freundin und Schwägerin, ist unverheiratet und kümmert sich deshalb um die Eltern. Mit losem Mundwerk und rasantem Fahrstil sorgt sie für reichlich Ärger.

1989, in Berlin liegt Aufbruch in der Luft. Silvia Borowski aber macht einen Schritt zurück. In einem geklauten Polo fährt sie Hals über Kopf Richtung Süden. Neben ihr die erst wenige Wochen alte Tochter Hannah. Was erwartet sie in ihrem Heimatort, aus dem Silvia vor vielen Jahren überstürzt geflohen ist? Ist sie stark genug, sich der Vergangenheit zu stellen?“

- Beschreibung des Verlags -

Ich weiß nicht so richtig, ob dieser Roman nun eine Fortsetzung zu „Junge Frau am Fenster...“ sein soll oder doch nicht. Jedenfalls ist die Geschichte hier sehr mit der in dem anderen Roman verbunden, denn hier wird über Evelyn und ihre Tochter Silvia erzählt, Großmutter und Mutter von Hannah. 

Der Roman hat mir auch gleich viel besser gefallen, denn hier gab es zwar auch noch einige verschiedene Erzählperspektiven, doch diese waren nicht so durcheinander und hatten auch immer einen Bezug zueinander, weshalb ich sie gar nicht so schlimm fand. Vor allem aber standen hier Evelyn und Silvia, sowie ihre Mutter-Tochter-Beziehung im Mittelpunkt. Man erfährt viel über die familiären Entwicklungen im Hause Borowski, bis zu dem Punkt, an dem die Geschichte hier beginnt, mit Rückblenden und allem drum und dran. Dabei könnten die beiden nicht unterschiedlicher sein, denn Evelyn ist eher mürrisch und verbittert, Silvia weltoffen und modern, was für einige Probleme sorgt. Dazu kommt die Unzufriedenheit Evelyns, dass das Muttersein so anders ist, als sie es sich vorgestellt hat und all die kleine und großen Sorgen, die das Leben so mit sich bringt. Und dennoch merkt man zwischendurch, wenn es wirklich darauf ankommt, immer wieder, dass Evelyn ihre Tochter liebt und für sie da ist.

Alle anderen Figuren waren hier hingegen erkenntlich Nebenfiguren. So auch die wilde und unabhängige Tante Betti und Georg, ein junger Mann, der im Laufe der Geschichte noch für einigen Wirbel sorgen wird, genauso wie Evelyns Mann, alte Bekannte von Silvia und viele andere, die hier zur Geschichte beitragen, statt sie überladen wirken zu lassen. Alle diese Charaktere waren vielseitig und wirklich gut geschrieben, ob man sie nun mag oder nicht. 

Mir hat dieses Buch jedenfalls wirklich gut gefallen. Ich mochte die realistisch wirkende Geschichte, die Charaktere jeweils auf ihre Weise und auch das leicht melancholische, aber auch schöne und versöhnliche Ende. Nur kann man nicht darauf hoffen, dass wichtige Fragen aus „Junge Frau am Fenster...“ beantwortet werden, denn das passiert nicht. 

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